Finaora - keine Priesterin? [Felin]

[Aestiva]

unrihig war finaoras schlaf in den letzten tagen. nicht nur das erlebte machte ihr zu schaffen, nicht nur die schnittwunden, die dank ihrer gabe schnell heilten, aber dennoch des nachts brannten. auch die verwirrung über ihren platz in dieser welt liess sie nur schwer ruhe finden.

"seid ihr eine priesterin?" hatte der magier, den alle ismir nannten sie gefragt und auf eine schnelle antwort gehofft.

"ich beherrsche die künste der priester" war ihre ausweichende antwort gewesen. und ja, zum teil stimmte dies. ihre gabe war unbestreitbar da. nicht nur das, sie wurde sogar zunehmend stärker.

bisher hatte finaora darin ein sicheres zeichen gesehen, dass ihr weg belmara, alornus, oder aber zumindest einem der guten götter gefallen musste. doch ihre nur geringe wirkung gegenüber den bedrohungen dieses landes liess sie in dieser überzeugung wanken.

eine priesterin zu werden, um vergebung und wiederaufnahme in einen der orden zu betteln....vielleicht wäre es das beste, vielleicht würde sie so die mittel finden, wirklich etwas zu bewirken. aber die dinge, die sie damals zu fall brachten würden weiter bestehen und mehr noch, eines davon, ihr stolz und ihr starrsinn, hinderten sie sofort daran, diesen gedanken weiter zu verfolgen.

langsam und kraftlos erhebt sich fina aus ihrem bett. bedächtig durchschreitet sie das karge kühle zimmer der gaststätte, dass im vergleich zur kargheit ihrer schwesternzelle wie ein palast anmutet. die kälte macht ihr die weichheit und empfindlichkeit ihres körpers bewusst, sie fühlt sich hilflos, schwach und überfordert.

fast zart streichen ihre finger über die auf einem hocker zusammengelgte rüstung, streicheln den unnachgiebigen stahl des verkratzten und verbeulten schildes. der griff um ihren kampfstab erfüllt sie mit mut und zuversicht. vielleicht liegt hier ihr weg. wenn schon ihr geist gescheitert war, in seinem kampf für das leben, so würde sie ihren körper stählen.

ein leises donnern ist von ferne zu hören, wie so oft, wenn man nach zeichen sucht.

victorias ohren waren stets weit geöffnet. auch wenn sich die leute in ihrer gegenwart zurückhielten, auch wenn die meisten ihre gegenwart gänzlich mieden, es gab nur wenig, von dem sie nicht irgendwie erfuhr.

schon als novizin hatte man ihr eine glänzende karriere in den orden der kirche anduriens vorausgesagt. an tugendhaftigkeit und fleiss kam ihr niemand nahe. tatsächlich wurde man früh auf sie aufmerksam und ihr schneller aufstieg war es auch, der ihr ihre einzige , doch schwerwiegende sünde einbrachte, die eitelkeit.

fehlerhaftigkeit umringte sie und sie erkannte sie, wo immer sie sich versteckte und niemals war sie umsichtig genug, diese nicht offen anzuprangern.

nun, als alte frau hatte sie dieser weg nicht weiter gebracht, als zur erzieherin der novizinnen einer unbedeutenden abtei weit ab von camelot.

und selbst dieser titel wurde ihr streitig gemacht, seit ddem vorfall vor einem jahr. in schande wurde sie, um einen skandal zu vermeiden auf eine pilgerreise, zurück nach camelot geschickt, um dort mit ihrer penetranten art anderen unangenehm zu werden, wie die äbtissen wohl gehofft hatte.

victoria sah darin eine prüfung ihres glaubens und ihrer standhaftigkeit. umso mehr erkannte sie die zeichen, als sie von einer jungen heilerin in einem ort namens cotswold hörte, die sich als priesterin ausgab und deren name finaora lautete.

ihre gedanken schweiften zurück an die junge, widerspenstige novizin, die mit keiner strafe zu beugen war und deren züchtigung, ihr den ruf einer fanatischen ja gefährlichen frau und ihre verbannung eingebracht hatten. nun log dieses geschöpf unter alornus augen eine der schwerwiegendsten anmaßungen in die welt, die man begehen konnte. victoria spührte, dass hier ihre aufgabe lag, die widersacherin, die sie zu fall bringen musste.


von Felin