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• Thema anzeigen - Die Geschichte von Vergis... [Daleone]

Die Geschichte von Vergis... [Daleone]

Moderator: Gamemaster

Die Geschichte von Vergis... [Daleone]

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:07

Folgende Texte sind eine mir überlieferte Geschichte eines jungen Necromanten.....lest es und lernt!

Es begann....

"Vergis!"
Ganz weit weg vernahm er seinen Namen. Jemand rief ihn ...egal

"VERGIS!", kam es nun lauter und fordernd.
"Aufstehen, Vergis, es wird Zeit, daß Du weiterziehst", sagte eine weibliche Stimme.

Es war so warm um ihn herum. Das weiche Bett, und die warmen Decken taten an diesem Herbstanfang gut. Die letzten Nächte verbrachte er unter dem Sternenhimmel.

Er hatte es geschafft, daß er sich in keiner Stadt mehr blicken lassen konnte. Sein Name war in aller Munde und viele fürchteten ihn. Aber er wurde auch gejagt. Hohe Belohnungen wurden gezahlt für seine Ergreifung. Tot oder lebendig.
Es war nicht immer ganz einfach, er aß oft tagelang nichts, weil er sich nicht an die Stadtgrenze wagte um dort zu jagen, es dort aber um diese Jahreszeit nicht so ungemütlich war, wie weiter draußen, wo es die meiste Zeit stürmte.
Und so war es manchmal schon von Vorteil, wenn einige Leute (meist Arme) Mitleid bekamen und ihm zumindest für die nächsten Stunden campieren ließen, um sich am offenen Kamin zu wärmen.
Wie diese Shamane.

Nachdem er ein drittes Mal seinen Namen vernahm, richtete er sich langsam auf und wog einige Male seinen Kopf hin und er um die Müdigkeit zu vertreiben. Nun schaute er zu der Shamanin. Sie packte ein paar Sachen zusammen, irgendein selbstgemixtes Zeugs (undefinierbar für ihn), etwas Wasser und etwas Brot und steckte es in seine Tasche.
Sie war eine Oger und überzeugte durch ihren wuchtigen Körper, die krumme Nase und das vernarbte Geischt nicht gerade von anmutiger Schönheit.
Er musste sich schütteln.
Sie sah es und lächelte ihn an (was sie nicht hübscher machte, aber freundlicher werden ließ).

"Ich hätte mich noch gerne mit Dir unterhalten, aber wenn man Vater nachher wiederkommt und Dich hier vorfindet, reisst er Dich in Stücke", meinte sie mit einem belustigenden Ton in ihrer Stimme.

Nette Vorstellung...

"Außerdem sind wir nicht gerade reich ... und auf Dich ist ein Kopfgeld ausgesetzt", sie musterte ihn bei diesen Worten.

Vergis verstand und holte seinen Geldbeutel heraus. Nicht nur, daß die Armen vor den Stadtgrenzen Mitleid hatten, sie wollten natürlich auch eine Gegenleistung.
Er legte ihr ein paar Platinum auf den Tisch und nahm seine Sachen.
Sie steckte das Geld schnell ein und lauschte fuer einen Moment: " Nun mach aber schnell, ich höre den Schlachtruf meines Vaters schon, der wird nicht mehr allzulange brauchen bis er hier ist.

In der Tat, Vergis hörte ebenfalls das Gebrüll des Oger Kriegers.

Schnell öffnete Vergis die Tür, er sah den Oger am Waldanfang auf die Hütte zusteuern. Er hatte nicht mehr viel Zeit, schnell machte er einen Hechtsprung und blieb hinter einem Faß hocken.

"Meodisi", rief er in einem scharfen Ton seine Tocher, "ruf Deine Mutter, ich habe Neuigkeiten".

"Aber Papa, Mama ist doch nicht mehr bei uns", erklärte seine Shamanen-Tochter.

Der Krieger haute mit einer Wucht gegen das Faß, hinter dem sich Vergis verkroch, und Vergis dröhnten die Ohren, unwillkürlich zuckte er zusammen.

"Kind, warum nur musste sie so früh gehen, wie passierte das noch gleich? Ich muss sie rächen ... ja, ich muss ..."

"Papa, das ist schon solange her und du hast sie schon vor etlichen Monden gerächt", in Meodisis Stimme lag eine gewisse Traurigkeit, schwer zu sagen, ob diese Traurigkeit von dem offensichtlichen Tod ihrer Mutter oder die leichte Schwachsinngkeit ihres Vater herrührte.

Er haute noch einmal gegen das Faß und .... es fiel um.
Sofort packte der Krieger Vergis am Nacken.

"WER BIST DU?" brüllte der Krieger los und Vergis fand keinen wirklichen Halt unter seinen Füßen.
"Äh... mein Name ....hm ... ", stotterte Vergis drauf los, Angst seinen Namen preiszugeben, "...Ihr spracht von Neuigkeiten, ich war zufällig in der Nähe und bekam das mit" log er munter drauf los.

"Ja, was war das gleich", der Oger begann zu überlegen, was ihm sichtlich schwerfiel, kratzte sich am Kopf, zog seine Stirn in Falten und grübelte. "HA, der Schatz, ja der Schatz!!"

Sofort warf er wieder einen scharfen Blick zu Vergis und zog seine Augenbrauen zusammen. "Du bist doch nicht etwa hier um mir mit diesen Schatz zuvorzukommen, HE?"

Vergis betrachtete kurz seine blutverschmierte Rüstung, seinen Umfang und erklärte kurz und knapp "Keineswegs!"
"Nein", dachte Vergis, "wenn dieser Oger mich erstmal zum Schatz geführt hat, ich mit ihm alleine bin, dann werde ich schon mit ihm fertig. Ich brauche nur ein wenig mehr Abstand", schluckte er, denn seine Luft wurde langsam knapp, der Oger ließ einfach nicht von ihm los.

"Nein, vielmehr will ich Dir helfen", begann Vergis zu röcheln

"HUH?"

"Bitte," Vergis hustete und zeigte auf seinen Hals

Der Oger ließ ihn wie einen nassen Sack fallen. "Der Schatz", begann er erneut. Der ist im Wald, der wird von 2 Offizieren bewacht. Ich habe mich schon an beiden versucht, aber die sind zu zweit und ich nur allein, schon richtig, ich brauche Hilfe ..."

"Ich kann dir helfen! Ich lenke für Dich die Wachen ab und du holst dir seelenruhig den Schatz."

Der Krieger begutachtete Vergis. "Du bist ein Magier oder ein Nekromant. Ich mag solche Leute wie Dich nicht."

"Wie Du meinst", Vergis nahm seine Sachen vom Boden auf und drehte sich Richtung Wald.

"Aber in diesem Falle ... ich brauche Hilfe", der dicke Oger rieb sein Kinn.
Er packte Vergis erneut am Nacken "Komm mit, ich zeig Dir den Weg"

Auf dem Weg überlegte Vergis, wie er den Dicken neben sich denn nun im Wald erlegen konnte. Erst die Wachen und dann den Dicken oder umgekehrt?
Er beschloß, sich erst den Weg zeigen zu lassen und dann den Krieger zu erledigen. Danach würde er sich die Wachen holen.
Als sie am Schatz angelangt waren, begann Vergis eine Auswahl an Zauber zu sprechen. Der Oger, der sich hingekniet hatte und davon gar nichts mitbekam, beschloß, daß ihm dieser Platz nun gar nicht zusagte, der Blick zu den Wachen bzw. Schatz mehr schlecht als recht sei und wuchtete seinen Körper mit einem Mal hoch, seine Arme schossen zur Seite, as der Krieger seinen schweren Körper recken musste. Sie trafen Vergis und unterbrachen somit seine Konzentration auf den Zauber, den er fast schon zuende gesprochen hatte.

An einem Platz angelangt, von dem der Krieger genügend Sicht zu den Wachen hatte, begann Vergis erneut mit seinem Zauberspruch...

"Hihi, schau Dir die Beiden da an, wenn die wüßten, schauen starr aneinander vorbei, guck mal, guck mal..." seinen Hände tasteten sich in Vergis Nähe und krallten sich an seinem Bein fest. Vergis verlor das Gleichgewicht und fiel ... in die Richtung der Wachen.
Nicht nur, daß sein Zauber ein 2. Mal unterbrochen wurde, die Wachen wurden nun auch auf den unvorbereiteten Nekromanten aufmerksam und waren verdammt schnell.
"Oops" hörte er es hinter sich den Oger sagen.

Weiter hörte er nur Bruchteile wie " ... ist er... Belohnung .... hängen" die Wachen sagen, bevor er sich aufrappeln konnte spürte er auch schon eine Schwertspitze in seinen Rippen, eine weitere streifte sein Bein. Nicht tief, aber ausreichend, um 2 klaffende Wunden herbeizuführen. Er richtete sich ein weiteres Mal auf und entkam in letzter Sekunde dem auf ihn herabsausenden Schwert.
Einmal den Boden unter den Füßen wiedererlangt, verlief alles weitere reibungslos. Die Wachen wurden schnell erledigt. Er hinkte zurück und musste feststellen, daß der Oger mitsamt dem Schatz schon das Weite gesucht hatte.
Fluchend suchte er eine nahegelegende Höhle auf, die ihm für die Genesung seiner Wunden Schutz bieten sollte. Die Höhle war eisigkalt, draußen begann es erneut zu stürmen und der Wind sauste durch die Tiefen der Höhle. Er fror. Ein perfekter Abschluß an einem misslungenen Tag.

Leidenschaft

Die Wärme der Sonne tat ihm gut. Er genoss den langsamen Ritt entlang des Wassers. Die letzten Tage hatte er sich ausgeruht. Viel geschlafen, wenig gegessen, seine Wunden vollständig verheilen lassen bevor er seine Höhle verließ.

Musik drang leise in seine Ohren, seichte Klänge, die ihn magisch anzogen. Er lauschte ihnen einen Moment und änderte schließlich seine Richtung, um diesen Tönen zu folgen und um in Erfahrung zu bringen, wer oder was diese Musik verursachte.

Die Bardin bemerkte ihn zunächst nicht, sie lehnte an einem Sandfelsen und spielte diese leichte fast zärtliche Musik. Ihr Blick war konzentriert auf ihr Instrument gerichtet.

Erst als Vergis vom Pferd herunterstieg trafen sich ihre Blicke, sie hörte aber nicht auf zu spielen, sondern konzentrierte sich nach wenigen Sekunden wieder auf ihr Instrument.

Er trat näher heran und ließ sich schließlich nieder als sie ihm weiter keine Aufmerksamkeit schenkte. Vergis konnte den Blick nicht von der Halb Elfin abwenden. Mit ihren kurzen weiß-blonden Haaren und der mädchenhaften Figur sah sie wie ein Engel aus. Dazu noch die engelhafte Musik ... das machte die Vorstellung perfekt. Sie hob den Kopf, und ihre Augen trafen seine - sie hielt seinen Blicken stand während sie weiterspielte.
Vergis schloß für einen Moment die Augen und lauschte der wunderschönen Melodie. Er ließ sich von den Klängen einfangen und in der Musik treibend verlor er all seine Gedanken. Als er sie wieder öffnete schaute die Bardin immer noch zu ihm und lächelte ihn an.
Vergis stand auf und kniete sich hinter sie. Zärtlich begann er ihren Nacken zu streicheln. Sie schloß die Augen und spielte weiter.


Er war so zärtlich, daß ihr fast die Sinne schwanden. War sie doch nur hierher gekommen, um Trost zu suchen in ihrer Musik. Ihr Geliebter wechselte die Fronten. Gehörte er immer zu ihren Clan, so intrigierte er zunehmend. Ihr wurde von seiten des Vaters verboten, weiter mit ihm zu vekehren.
Nun war dieser Fremde gekommen und hat sie in eine Art Bann gezogen. Seinen Blicken konnte sie nicht widerstehen. Seine Augen erzählten Geschichten, von denen sie gerne mehr hören würde.
Seine Berührungen ließen sie erschauern, und sie war bereit, sich in seine Hände zu begeben und sich fallen zu lassen.


Vergis spürte diese Leidenschaft. Er wollte sie, wollte sie in sich aufnehmen, so wie er es mit ihrer Musik getan hatte.
Sanft zog er an ihren Haaren den Kopf nach hinten und liebkoste mit seinen Lippen ihren Hals.
Leise flüsterte er ihr ins Ohr:" Komm, ich zeige Dir meine Welt."
Er stand auf und trug sie zu seinem Pferd. Im langsamen Schritt ritten sie in Richtung seiner Höhle.

Dort angekommen hob er sie vom Pferd und bettete sie auf Fell. Umgeben von Staub und feuchten Wänden liebte er sie leidenschaftlich.


Sie dachte es zerreiße sie, er hatte soviel zu geben. Diese Leidenschaftlich und die Zärtlichkeit hatte sie schon lange vermißt und bei diesem Fremden gefunden. Sie gab sich ihm hin und war bereit auf all seine Bedürfnisse einzugehen.

Dann merkte sie die Energie aus ihrem Körper schwinden. Es war alles so weit weg. Mit einem Mal fühlte sie sich schwach und schwächer werden.
Viel zu spät merkte sie, daß ihr nicht nur die Sinne schwanden sondern auch die Lebensenergie. Für Gegenwehr war es zu spät. Ihr Instrument, welches ihr vielleicht jetzt hätte helfen können, hatte sie an dem Sandfelsen liegenlassen. Sie war ihm ausgeliefert, unfähig sich zu bewegen, und langsam wurde alles immer verschwommener ...

Vergis blieb neben ihr liegen. Hielt ihren Kopf an seiner Schulter und streichelte ihr Haar. Die letzten Sekunden wollte er noch bei ihr bleiben und sie spüren. Er hatte ihr ein schnellwirkendes Gift verabreicht.
Erst mit ihrem Ableben würde er auch wieder diese Leidenschaft vergessen, die ihn nur zu Versuchungen führte, unvorsichtig werden ließ. Nein, das konnte er nicht zulassen. Die Bardin war ihm auch tot noch sehr nützlich, aber das würde sich noch alles später zeigen ...
Gebe einem Menschen Macht und du weißt wie er wirklich ist.

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Re: Die Geschichte von Vergis...

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:08

Der Traum

Sorgfältig striegelte Vergis sein Pferd bis das Fell glänzte. Er säuberte die Flanken und stellte anschließend einen Hafersack auf. Eine Weile strich er dem Rappen noch durch die Mähne und schaute ihm beim Fressen zu.

Er setzte sich ans Lagerfeuer, schaute eine Weile in die lodernden Flammen und schloß dann seine Augen.



"Na na na na naaa", Kinderlachen füllte die Wege in dem kleinen Dorf aus. "Fang mich doch, wenn du kannst, Vergis!"
"Ich krieg dich doch, Blue"
Der Junge mit dem nackten Oberkörper schnappte sich ein Seil und versuchte lachend das Dunkelelf-Mädchen einzufangen. Er rannte ihr hinterher bis er sie letztendlich am kleinen Fluß eingeholt hatte. "Hab ich Dich", schloß er sie in die Arme.
Das Mädchen kreischte vor Lachen.
"Hey, Vergis, Blue, kommt hierüber", pfiff einer der beiden Jungs, die am anderen Ufer standen und den beiden zuschauten.
Sie balancierten über einen umgekippten Baumstamm der quer über dem Fluss lag.
"Hey, Ihr beiden", begrüßte Vergis sie und klopfte beiden einmal auf die Schulter.
"Kommt mit, wir haben ein prima Versteck gefunden," sagte der eine Junge. "Das wird unser Geheimplatz sein", beschloß der andere.
Die beiden Jungs führten Vergis und Blue zu der Höhle.


"Huhuhu .. unheimlich", feixte Vergis während seine Hand in Blues Nacken eine Spinne imitierte.
Sie kreischte los: "iihh" und haute ihm mit dem Handrücken auf den Bauch.
Sie gingen noch ein wenig tiefer in die Höhle, bis sie zu einem Platz kamen, von dem mehrere Wege abgingen.
"Und du bist sicher, daß hier nicht irgendwelche Monster hausen, die uns angreifen und fressen werden?", fragte einer der Jungs angespannt den anderen.
"Hehe, nee, weiss ich nicht, aber ist klasse hier ... wir können ja erstmal hier bleiben, ich meine, für heute reichts ja mit der Entdeckungstour".
Der Platz war merkwürdig hell für eine Höhle. Sie setzten sich hin und ihre Köpfe wanderten umher.
"Komisch, diese Höhle ist mir nie zuvor aufgefallen", bemerkte Blue, und die anderen 3 Jungs nickten.

Sie setzten sich auf den Boden und mutmaßten über Monster, die einst ihr Unwesen in dieser Höhle trieben.

"Langsam muss ich nach Hause, mein Vater macht Ärger, weil ich mich endlich um einen Beruf kümmern soll", sagte der "Kleinste" von allen.
Vergis grinste:" Und was willst du werden, Bevrek?"
"Ich möchte so gerne ein Wizard werden, einer, der ganz viel zaubert und mit seinem Gewand ganz viel Eindruck macht", träumte er.
Immer sah man ihm mit einem schmutzigen Gesicht. Er war dürr und quirlig aber für seine Körpergröße und sein Gewicht steckte er erstaunlicherweise so manchen Bauer in die Tasche. Er konnte arbeiten wie ein Tier.
"Aber mein Herr will, daß ich Krieger oder Mönch werde, so wie er und Mutter selber", seufzte er weiter.
Die anderen lachten.
"Was ist mit Dir, Milter, was willst du werden", fragte Vergis den anderen Jungen.
"Hm, weiss nicht, aber ein Illusionist wäre nicht schlecht ... die können sich verwandeln und können andere für sich kämpfen lassen ... und das Gewand will ich auch haben ... und Du, Vergis, was ist mit Dir? Immer noch der Ritter-Traum?"
Vergis grinste: "Ja klar, ich will ein weißes Pferd und will eine Rüstung", träumend malte er mit einem Stock ein auf einem Pferd sitzenden Ritter in den weichen Boden.
"Was ist mit dir, Blue?, Milter drehte sich zur Dunkelelfin.
Se schaute zu Vergis:" Ich lasse ihn nicht alleine. Der braucht mich, und ich muss ihn sicherlich immer aus irgendwelchen schlimmen Situationen retten. Ich will seine Klerikerin werden", träumte sie.
"Du bist eine Dunkelelfin, Blue, das wird schwierig", meinte Vergis weiter seinen Ritter malend.
"DOCH, das kann ich, ich will bei Dir bleiben. Meine Eltern haben es auch geschafft, daß sie mit Euch zusammenleben können", protestierte sie.
"Ja, aber es gibt in der Stadt immer noch welche, die das nicht dulden würden, wenn es rauskommen würde", widersprach Vergis ihr.
Sie schluchzte, und Vergis nahm sie in die Arme. Sie schlang ihre Arme um seine Schultern und grub ihren Kopf ein. "Wir werden ja sehen, wie es klappt, wenn wir beide durch die Welt reisen", tröstete Vergis sie leise und strich ihr durchs Haar.
"Ich will Euch ja nicht stören, aber ich muss wirklich los, sonst holt mein alter Herr wieder den Gürtel raus..." drängelte Bevrek.

Sie hörten die Schreie schon von Weitem. Und sie rochen den Rauch ... "Mutter ... Vater", sagte Blue leise und rannte los. "Bleib hier ... BLEIB STEHEN", schrie Vergis ihr noch hinterher. Blue balancierte geschickt über den Baumstamm und rannte wie der Teufel in Richtung Dorf zurück.
"Verflucht", Vergis rannte hinterher, aber Blue war zu schnell, sie war eine gute Sprinterin.

Als er ins Dorf zurückkam, sah er die Verwüstung und die schreienden Menschen ... und er sah sie, die weißen Ritter, die den ganzen Terror verursachten. Es war außer Frage, sie hatten es auf Blues Familie abgesehen. Jemand hatte sie verraten.
Das Haus brannte und ein wenig weiter sah er Blues Mutter hängend am Baum. "Blue", kam es zunächst nur flüsternd bis er losschrie:" BLUE"
Er rannte umher, suchte seine kleine Freundin und betete, daß ihr nichts passiert sei.
Dann sah er ihren Vater, er griff ein letztes Mal zur Waffe bevor die Lanze ihn duchbohrte. Er riss seine Augen auf und Blut rann aus seinem Mund, dann brach sein Blick. Auch Blue musste das mitbekommen haben, denn nun hörte Vergis sie wieder:" VATER, oh nein, VATER"
In diesem aufgewirbelten Staub konnte Vergis nur schwer etwas erkennen, sah er dann Blues Umrisse, wie sie auf ihren Vater zurannte.
"NEIN, NICHT", schrie Vergis, nahm Steine auf und schleuderte sie gegen die Ritter "VERSCHWINDET". Er schrie sich fast die Seele aus dem Leib. Einer der Ritter kam direkt auf Vergis zugeritten und trat mit seinem Fuß gegen Vergis Brust. Er schleuderte zu Boden und rang nach Luft. Dann sah er, wie die Ritter auf Blue zuritten.
Es kam nur noch röchelnd:" Blue, komm zu mir ... Blue, Blue, Blue"
Die Hufe der Pferde preschten auf Blue nieder, immer und immer wieder ...
"Blue ... Blue ... Blue"
Dann war Stille, die Ritter verließen im Galopp das Dorf. Vergis kroch zu dem Mädchen rüber und nahm den leblosen Körper in die Arme "Blue, Blue, komm zu mir", brach er weinend zusammen.




Er fühlte die warmen Nüstern an seiner Wange, und er öffnete seine feuchten Augen. Er schluckte in paarmal.
"Ist gut, mein Schwarzer, alles wird gut ... "

Die Begegnung


Schritte ließen ihn hochschrecken. Jemand ist in seine Höhle eingedrungen ...

Vergis sprang auf und trat einen halben Meter in die Dunkelheit. Er hörte angestrengt und versuchte herauszufinden wieviele es waren.

Tap, Tap, Tap ... die Abstände waren zu groß, es kann nur einer sein. Er bereitete sich auf seinen Angriffszauber vor ...

Die Schritte wurden langsamer und waren nun dicht bei ihm. Vergis konnte die Umrisse sehen. Es war eine männliche Gestalt mit einer Robe. Er hatte in etwa seine Größe und auch die Statur glich der eines Menschen.
Der Mann nahm eine Fackel und zündete sie an. Jetzt sah Vergis sein Gesicht ...Erinnerungen wurden geweckt... Er sah in Gedanken das schmutzige Gesicht, den kleinen dürren Jungen.

"Mein Gott, Bevrek" sagte er leise, und der Mann erschrak sichtlich. "Vergis", begrüßte ihn Bevrek kühl und ging 2 Schritte zurück.
"Bevrek, Mensch, wie lange ist das her?", Vergis kam näher auf ihn zu.
"Bleib... bleib wo du bist" drohte Bevrek ihm.
Vergis musterte ihn. "Wie ich sehe bist du doch ein Wizard geworden, hast dich doch durchsetzen können gegenüber deinem Alten?" überhörte Vergis die Drohung.
Bevrek nickte.
"Du hast dich gemacht, du bist ein richtiger Mann geworden", grinste Vergis.
"Hör zu, Vergis, ich bin nicht hier, um mit Dir über alte Zeiten zu plaudern, und ich bin auch nicht zufällig hier..."Bevrek schaute sichtlich angespannt und ließ Vergis nicht eine Sekunde aus den Augen.
"Ich wollte mal denjenigen wiedersehen, der, einst mein Freund, all diese schrecklichen Morde begangen hat... und ich wolle ihm meine Warnung aussprechen..."
Nun nahm Vergis ebenfalls eine angespannte Haltung an.
"Ich habe die letzte Zeit viel über dich nachdenken müssen", fuhr Bevrek fort, "habe nach Gründen für dein Verhalten gesucht, spekuliert, versucht, mich in dich hineinzuversetzen, aber ich komme zu keinem Entschluß, Vergis.

"Was willst du von mir?" fragte nun Vergis barsch.

"Ich habe gedacht, ich könnte besser verstehen, wenn ich dich wiedersehe ... nein, verstehen wäre der falsche Ausdruck ... mir fällt es schwer, dich in Verbindung zu bringen mit all diesen Grausamkeiten ...", Bevrek schluckte mehrmals.
"Du hast viel Unheil angerichtet", fuhr Bevrek fort "das Dorf in dem ich lebe hat große Angst, wenn sie nur Deinen Namen hören. Die Väter lassen ihre Töchter nach Sonnenuntergang nicht mehr auf die Straße. Und auch sonst dürfen sie nur in der Sichtweite bleiben. Die Jungen haben eine Wache aufgestellt, sie patrollieren abwechselnd vom Dorfplatz bis zum Fluß und halten Ausschau, haben aber angst, weiter hinauszulaufen, weil du ihnen auflauern könntest. Auch in der Stadt sind die Ritter in Alarmbereitschaft. Regelmäßig werden Kontrollen durchgeführt, sie sind angespannt, und das wirkt sich auf die Bevölkerung aus. Einge von uns haben sich zusammengetan, um mit den Rittern zusammenzuarbeiten.
Es geht mir nicht um die Belohnung, die auf dich ausgesetzt wurde, es geht mir um die Sicherheit meiner Familie. Ich habe inzwischen geheiratet, und wir haben eine Tochter. Eine Druidin. Sie ist ebenso wie meine Frau eine Halb-elfin. Meine Frau ist krank vor Sorge um ihre Tochter.
Meine Frau ... sie sah Dich einst, wie du in den Dünen diese blutjuge Bardin ansprachst. Wenig später haben wir ihre nackte Leiche im Wald gefunden....vergiftet. Mein Gott, Vergis, sie war die Tochter unseres Nachbarn. Wie konntest du nur, was hat sie getan, daß du sie wie ein Stück Wild erlegt hast?
Du widerst mich an, bei diesen Gedanken wird mir schlecht. Was geht in dir vor, daß du unsere Töchter verführst und sie anschließend umbringst?"

"DU... du arbeitest mit den Rittern zusammen?" Vergis hatte Mühe, seine Beherrschung unter Kontrolle zu halten, seine Glieder schmerzten von der angestrengten Haltung.

"Es tut mir leid, was damals mit Blue passierte ..."
"Nimm ihren Namen nicht in deinen Mund", zischte Vergis
"... aber du MUSST sie gehen lassen", ignorierte Bevrek ihn.
"Am besten DU gehst jetzt, Bevrek..."
Bevrek sah Vergis in die Augen. Sie funkelten unaufhörlich, und er sah den Hass und den Schmerz. Es verletzte ihn zutiefst und ihm fiel es schwer, diesem Blick standzuhalten. Aber er musste ... er musste hier und jetzt beweisen, daß er nicht mehr der kleine dumme Junge war.

"Vergis, du verstehst nicht, wenn du nicht von hier verschwindest, so wie ich dir das gesagt habe, werde ich dich töten."

Vergis hörte diese Worte ganz genau und sog sie auf. In einem "Normalfall" wären diese Worte kaum ausgesprochen gewesen, und es wäre zum Duell gekommen. Aber da stand Bevrek und irgendetwas, egal was er auch sagte hinderte Vergis daran, eine Waffe gegen ihn zu richten... zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

"Nur zu", provozierte er ihn dennoch
"Du willst wohl immer noch den Helden spielen, hm? Wir sind keine Kinder mehr ... Ich sage dir noch einmal, wenn du kein Narr sein willst, verschwinde von hier, ich gebe Dir bis zum Mondaufgang Zeit, dann werde ich die Ritter über diese Höhle informieren.

Er kehrte er Vergis den Rücken: "Ich denke wir werden uns wiedersehen" und ging zurück Richtung Ausgang.

Vergis Muskeln entspannten sich langsam. Der Gedanke an eine Flucht war ihm zuwider. Aber irgendetwas in ihm sagte, daß er diesen Rat besser befolgen sollte.

Er würde wiederkommen und sich den Ritter greifen. Er würde ihn wie die anderen qualvoll in den Tod schicken. Aber er würde auch auf Bevrek aufpassen müssen. Er war froh, daß es nicht zu einem Duell gekommen war, er war sich des Ausgangs nicht sicher gewesen. Bevrek hatte sich zu einem gleichstarken Gegener entwickelt und die Fronten gewechselt. Vergis wußte, daß wenn er ihm noch einmal begegnen würde, einer von ihnen sterben muß. Und er wollte nicht unvorbereitet in den Kampf gehen....
Gebe einem Menschen Macht und du weißt wie er wirklich ist.

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Re: Die Geschichte von Vergis...

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:08

Die Begegnung part II



Bevrek kehrte Vergis den Rücken und ging langsam die Höhle hinaus. Er atmete tief durch. Das rythmische Atmen fiel ihm nicht gerade leicht, denn er war so aufgeregt und aufgekratzt, daß er nicht in der Lage war, sein Pferd auf Anhieb ausfindig zu machen und loszureiten. So beugte er sich nach vorne über, stützte seine Hände auf die Knie, streckte die Beine durch und versucht erneut, ein wenig zur Ruhe zu kommen.

Das war sie, die Begnung mit Vergis. Er hatte Angst vor ihr gehabt. Und er hatte Angst vor Vergis gehabt. Vergis war ihm damals schon immer ein paar Schritte voraus gewesen. Und ja, er selber war damals ein nicht gerade ernstzunehmender Junge gewesen. Klein, dürr, nicht einer der Intelligentesten. All das hatte sich aber im Laufe der Zeit geändert. Er hat viel dafür getan. Vergis war damals ein Vorbild gewesen. Er hatte alles daran gesetzt, auch nur annährend so zu sein wie er. Und es schien, als hätte er es geschafft, denn er sah den überraschten Blick, und es hatte ihn ein wenig mit Stolz erfüllt.

Er ließ das Gespräch kurz Revue passieren. Vergis hatte sich im Gegensatz zu ihm nicht wirklich verändert. Zumindest was seine Sturheit und Besessenheit, das Wilde und die Verletzbarkeit betraf. Dieses Gemisch und die Tatsache, daß er sich dem Bösen zugewandt hatte, machte ihn zu einem unberechenbar gefährlichen Gegner.

Bevrek hatte ihm nicht alles erzählt. So verschwieg er Vergis, wie es seiner Familie in den letzten Jahren ergangen ist.
Sie wurde aus dem Dorf verjagt und musste aufs offene Feld ziehen, in einer mehr als baufälligen Hütte. Seine Mutter wurde mehrmals in der Vergangenheit von den Rittern mißbraucht. Und sein Vater, ein damals wirklich fähiger großer Magier, war ein gebrochener Mann. Er war nicht mehr ansprechbar und zum Pflegefall geworden. Wann immer es ging, wurden sie von den korrupten Rittern schikaniert und malträtiert.
Bevrek fühlte sich für sie verantwortlich und ist somit wie ein zweiter Sohn für sie geworden. Er hatte viel für sie getan. Sie mit Essen versorgt, Medikamente besorgt, ein guter Zuhörer und Berater gewesen. Und sie haben ihm das mehr als einmal gedankt. Seine ganze Familie wurde immer herzlich willkommen geheißen. Und der Geburtstag seiner Tochter Mariels nie vergessen.
Bevrek hatte immer versucht seinen Eltern die Morde, die ihr Sohn in den letzten Jahren auf dem Gewissen hatte, zu verheimlichen. Er war immer ihr ganzer Stolz gewesen, und wenn er seine Mutter mit glänzenden Augen Geschichten aus der Vergangenheit erzählen hörte, saß ihm mit ein schwerer Kloß im Hals.

Bevrek fühlte sich schlecht. Im dröhnte der Kopf. Er war in einer Zwickmühle. Vergis fühlte sich von einem einst guten Freund verraten, und er hatte Recht damit. Er handelt im Auftrag dieses korrupten Ritters, der die Leben schon mehrerer Familie auf dem Gewissen hatte. Immer mit einem "guten Grund" verziert. Ihn auszulöschen wäre das Beste, was den naheliegenden Dörfern passieren könnte. Und er wäre ein leichter Gegner. Das Problem war, er wurde gut bewacht. Man sah ihn nie alleine stehen, er hatte zuviele Sympathisanten.

Bevrek hatte keine Wahl, er hatte zwar keine Angst vor dem Ritter, im Gegenteil, der Ritter hatte großen Respekt vor Bevrek. Nun, Bevrek war kein mitteloser Mann, und das kam bei den Korrupten mehr als positiv an. Er ist den Handel mit dem Ritter eingegangen, weil er sah, was Vergis anrichtete. Er sah in der Vergangenheit soviele Tote, die Vergis auf dem Gewissen hatte. Aber die kleine Bardin war zuviel.
Warum Vergis dieses tat, war im nicht bewußt, aber er spürte ganz genau, daß ihm das in absehbarer Zeit mitgeteilt werden würde, wie wußte er nicht.

Bevrek richtete sich wieder auf und versuchte noch einmal die klare Luft ruhig einzuatmen. Na bitte, es ging doch. Er schaute sich noch einmal nach seinem Pferd um und fand es grasend zwischen einer Ansammlung mehrerer Sträucher. Er stieg auf und schaute noch einmal zum Höhleneingang. Dann schnalzte er zweimal, und sein Pferd setzte sich in Bewegung.

Das Waldläufercamp


Der kleine See am Waldrand sah so verlockend klar aus, daß Vergis einfach hineinspringen musste. Er stieg schnell von seinem Pferd, zog sich aus und rannte hinein.
So kalt hatte es vom Ufer nicht ausgesehen. Er schüttelte sich und tauchte ein paarmal unter. Dann schwamm er seine Runden. "Komm her, Schwarzer, das wird dir auch gefallen", rief er seinem Pferd zu, dieses hatte es allerdings mehr auf die saftigen Sträucher mit Beeren abgesehen als auf das Wasser. So erntete Vergis allenfalls ein desinteressiertes Schnauben als Antwort.
Auf dem Rücken treibend ließ er seine Gedanken schweifen. Die Sonnenstrahlen erwärmten nicht nur seine Haut - auch sein Gemüt. Die Wärme brannte sich regelrecht zu seinem Herzen durch und er verspürte so etwas wie eine friedvolle Stimmung. Natürlich lag das nicht zuletzt auch an der Umgebung. Es war .... friedlich ... zu friedlich?
Vergis wollte in diesem Moment kein Misstrauen zulassen - aber er hörte nicht einmal irgendwelche Vögel, ein Surren oder Zierpen von irgendwelchen Insekten, es war zu ruhig ...

Diesen Gedanken hatte er nicht ganz zuende gedacht, da sauste irgendetwas an seinem Gesicht vorbei. Es war ein Pfeil. Schnell orientierte er sich wieder und versuchte angestrengt zu erkennen, wer ihn angegriffen hatte. Zulange hatte er seine geschlossenen Augen gen Sonne gehalten, denn nun nahm er seine Umgebung nur gelbich verschwommen wahr.
Es half nichts, er musste näher ans Ufer heranschwimmen.
Der nächste Pfeil schoss wieder nahe an seinem Kopf vorbei, einer prallte an seiner Schulter ab und auch der nächste prallte gleich wieder ab. Das hieß, daß diese Pfeile schlecht verarbeitet waren.
Langsam klärte sich sein Blick wieder, und er sah schließlich die drei Waldläufer am Ufer stehen. Zwei Männer und eine Frau, oder sollte er besser Göre sagen, denn beim näheren hinsehen hielt sie seine Sachen in der Hand und grinste von einem Ohr zum nächsten. Die beiden Männer an ihrer Seite hielten Pfeil und Bogen auf ihn gerichtet.

Vergis seufzte. Für diese Art Spielchen war er nun wirklich schon zu alt.

"Was sucht Ihr hier in unserem Revier?" rief der eine Waldläufer ihm zu.
"Ich wußte nicht, daß es EUER Revier ist, legt meine Sachen wieder hin, und ich bin schnell verschwunden" rief Vergis zurück, in der Hoffnung, die drei würden sich auf den Handel einlassen.
Kurzes Getuschel unter den Frischlingen.
"Hol sie Dir doch, deine Sachen" spottete die Göre zurück.
"Ich habs befürchtet" sagte Vergis leise vor sich hin.
Er schwamm zum Ufer und nahm eine Decke, die er sich um die Hüften schlang.
Wieder schoß ein Pfeil aus den Sträuchern hervor und prallte an Vergis Brust ab. So, nun kannte er schonmal die Richtung und rannte los.

Die Jagd zog sich hin, es waren doch nur Frischlinge, aber die waren verdammt schnell. Hätten sie mehr Energie in Pfeilezusammenstellen verwendet wie ins Laufen, dann wäre er schon längst tot gewesen. Er brauchte nicht allzulange bis er zugeben musste, daß er keine Chance gegen die 3 hatte. Völlig außer Atem versuchte er immer wieder die Verfolgung aufzunehmen, aber er hatte einfach keine Kondition. "Fang mich doch", rief die Göre und in Vergis Kopf schien das Echo dieser Worte nicht mehr aufhören zu wollen

"Fang mich doch, wenn du kannst, Vergis"
"Na na na na na naaa"

Blue, seine Blue ... seine Brust schmerzte, und er verkrampfte sich. Der Durck in seinem Kopf wurde so stark, daß er in die Knie gehen musste

"Blue, komm zu mir..."

Schmerzhaft drückte er seine Finger an die Schläfen. Er zuckte kurz zusammen, als er die zaghafte Berührung einer Hand auf seiner Schulter spürte, die daraufhin abrupt wieder zurückgezogen wurde. Nun spürte er auch die beiden Pfeilspitzen im Nacken

Vor ihm stand die Göre. Sie schaute etwas erschrocken, sagte aber nichts.
"Und was nun? Ihr habt gewonnen, gebt mir also meine Sachen wieder, und ich bin verschwunden", sagte Vergis, die Hände in die Höhe haltend. Der Druck in seinem Kopf, und der Schmerz in seiner Brust ließen langsam nach.
Alle drei zögerten.
Vergis grinste, das hat schon immer beeindruckt, dachte er sich und meinte zu den Dreien:" Ich zeige Euch auch etwas ganz Aufregendes, ein Zauberspruch sozusagen"
Nun wurde die Neugierde geweckt, und die Göre legte die Sachen zu seinen Füssen.
"Geht doch", meinte Vergis grimmig und zog sich unter den wachsamen Augen der drei Waldläufer an. Die Göre errötete und wandte sich schließlich ab, als Vergis wirklich keine Anstalten machte, genau vor ihr die Decke von seinen Hüften hinuntergleiten zu lassen. Er grinste.

"Was ist nun mit dem Zauberspruch" drängelte der eine Waldläufer.
Vergis war sich nicht sicher, ob er die drei erledigen sollte oder einfach ignorieren und weiterreiten sollte. Er sah in die wachen Augen des Waldläufers und erkannte die Neugierde, das Temperament und mit einem Mal wollte Vergis die Drei nicht enttäuschen.
"Also gut", meinte Vergis. Er rief einen Diener herbei, eine "Spectre" und ließ ihn über den Köpfen der Waldläufer schweben.
Die drei reisten die Münder auf und staunten. Starr vor Angst, Ehrfurcht und Bewunderung.
Nach mehreren "oohs" und "aaahs" sagte Vergis schließlich:" Ich muss weiter"
"Nein, das kannst du jetzt aber nicht, komm ich will den Diener meinem Guilden-Meister zeigen, komm bitte, wir führen dich dorthin", sagte der Waldläufer.
"Ja, das würde die Ritter abschrecken", sagte die Göre
"Ritter?", Vergis war ganz Ohr
"Ja, die kommen manchmal vorbei und schikanieren uns, zerstören dann all unsere Bögen und zerbrechen die Pfeile und so"
"Ich habs mir überlegt, ich werde Euch begleiten", sagte Vergis schließlich.
"Gut, darf ich auf dem Diener fliegen?", fragte der Waldläufer
Vergis rollte mit den Augen.

Sie führten ihn zu einem ziemlich gut versteckten Platz, wo die Ranger ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Göre rannte sofort los, um den Guildenmeister zu suchen. Dieser kam schließlich und begrüßte Vergis kurz und knapp.
"Habt Ihr schonmal so einen Diener gesehen?", fragte der Waldläufer den Guildenmeister
"Ja, mein Sohn, Totenbeschwörer können das, und sie können sich auch in ein solches Ding verwandeln", klärte der Guildenmeister ihn auf.
Vergis nickte grinsend als der Frischling ihn daraufhin mit offenem Mund anstarrte.

Der Guidenmeister deutete eine kurze Bewegung an und die Frischlinge verschwanden.
"Nun, Nekromant, was wollt Ihr hier? Ich hoffe doch, Ihr wollt keinen Ärger machen?"
"Nein, die drei haben mich am See eiskalt erwischt und ich musste ihnen versprechen, Euch aufzusuchen, ich führe nichts im Schilde." Vergis schilderte ihm kurz die Begegnung am See, worauf der Ranger mehrmals grinsen musste.
"Gut, denn ich misstraue Euch, Totenbeschwörer sind nicht gerade unsere Freunde."
"Ich verstehe, ich will auch sofort weiterziehen"
Der Guildenmeister nickte.

Inzwischen versammelte sich die ganze Guilde um den Diener und dieser wurde nun bestaunt, angefaßt und angesprochen.
Nun grinste der Guildenmeister. "Nunja, Spaß haben sie ja." Er schaute Vergis an und sah, daß dieser ebenfalls grinsend zu den Frischlingen hinüberschaute.
"Ihr könnt ja nach dem Essen weiterziehen", meinte der Guildenmeister daraufhin.

Das Essen am Lagerfeuer verlief turbulent. Jeder redete durcheinander, Vergis wurde eine Frage nach der nächsten gestellt und immer wieder tauchte die Bitte auf, er möge sich doch auch in ein "fliegendes Monster" verwandeln. Als er dem Betteln schließlich nachgab, mußte er sich von jedem mindestens einmal anfassen lassen.
Sein Name jedenfalls schien bis zu diesem Fleckchen hier niemals vorgedrungen zu sein. Die Frischlinge kamen zu jung in dieses Lager und wenn sie entlassen wurden, kamen sie nicht mehr hierher zurück. Hier wurde ihnen nur der Umgang und das Herstellen von Pfeil und Bogen beigebracht. Sie waren weit abgeschnitten und bekamen vom Geschehen in den Dörfern oder Städten nichts mit.

Er unterhielt sich noch lange nach dem Essen mit dem Guildenmeister. Dieser hieß Nedastas, wie er sich im Laufe der Gesprächs vorstellte. Als Vergis seinen Namen erwähnte, zögerte der Ranger zwar kurz, unterhielt sich dann aber normal weiter.
Vergis genoß die Unterhaltung sichtlich. Der Ranger war humorvoll und beiden lachten mehr als einmal, natürlich auch deshalb, weil der Alkohol schon in Mengen floss.
Die Müdigkeit wurde immer stärker, und schließlich stand Vergis auf, um zu seinem Pferd zu gehen. "Ich werde mich besser jetzt auf dem Weg machen"
"Daas kannsu nich" lallte Nedastas. "Lech dich da hin und schlaaf getz" Er deutete auf die kleine Hütte. Nedastas schwankte in die Hütte daneben und knallte die Tür zu.
Vergis legte sich auf das Bett mit den vielen übereinanderliegenden Decken und schlief schnell ein.

Nedastas begrüßte ihn am nächsten Morgen sehr fröhlich und ausgelassen. Vergis war erleichtert darüber, dachte er noch, daß der Ranger ihn sicherlich ohne Alkoholkonsum vertreiben würde. Aber das Gegenteil war der Fall.
Sie lagen auf einer Wellenlänge, auch die anderen in der Guilde spürten dies. Die Sympathie war da und somit ein Stein gesetzt.

Deswegen war es auch nicht verwunderlich, daß Nedastas ihm anbot, länger bei ihnen zu verweilen. Auch das Bitten der anderen, noch länger den Diener über dem Mittagstisch schweben zu lassen, ließen ihn schließlich erweichen. Er willigte ein.

Vergis machte sich nützlich, jeden Tag ging er mit ein paar Frischlingen auf die Jagd, und jedes Mal musste "Gekn", "Jaboner", "Xekn" oder "Jekn", wie die Spectre jedesmal von neuem genannt wurde, mit dabei sein.
Er legte sich mit ihnen auf die Lauer, jagten den ein oder anderen Bären, lief mit ihnen um die Wette. Er fing sogar mit dem Pfeilebasteln an. Das Gelächter der anderen über seine misslungenen Pfeile trieb ihn nur noch weiter an. Aber es kam einfach nichts Brauchbares rum. Er gab lachend auf.
Vergis tankte Energie wie nie zuvor, er war ausgelassen, und das erste Mal seit Blues Tod verspürte er Zuneigung. Er mochte diese Großfamilie und er verschwand nicht einen Gedanken daran, ihr etwas anzutun.

Als er nach 9 oder 10 Tagen wieder einmal auf die Jagd mit ein paar Frischlingen ging, sah er die beiden Ritter nicht weit weg am Ufer stehen. Sie erfrischten sich an dem kühlen Wasser.
"Hihi, jetzt paßt mal auf", flüsterte ein Frischling
"Nein, nicht!", flüsterte Vergis zurück.
suuuuuurrrrrrrrrr, der Pfeil schoß los, an den Köpfen der Ritter vorbei. Sofort schauten sie auf und zogen ihre Waffen.
"Kommt doch",brüllte der Frischling los und ging ein paar Schritte Richtung "Gekn"
Vergis verdrehte die Augen.

Die Ritter kamen ein paar Schritte auf sie zu. Sie sahen den Frischling und auch "Gekn" und blieben stehen. Vergis sah, es waren erfahrene Ritter und stellte sich auf einen Kampf ein. Aber sie kamen nicht näher, sie tuschelten kurz und gingen langsam zurück zu ihren Pferden, stiegen auf und ritten im schnellen Galopp los.
"JAJAJA!! Gut gemacht Gekn, wir haben sie in die Flucht geschlagen", freute sich der Waldläufer und die anderen jubelten.
Vergis allerdings wußte, daß sicherlich nicht Gekn der Grund für den Rückzug war, er wußte, daß die Ritter zurückkommen würden... aber diesmal nicht unvorbereitet und nicht ohne reichlich Verstärkung....

Am Lager angekommen erzählten die Frischlinge sofort Nedastas von den Geschehnissen. Der Ranger schaute besorgt zu Vergis.

An diesem Abend war Vergis bedrückt. Er wollte die Guilde nicht einer Gefahr aussetzen, der er selber gar nicht richtig gewachsen war. Nedastas schaute ihn an:" Was ist los, mein Freund?"
"Ich muss weiterziehen", schaute Vergis ihm fest in die Augen.
Nedastas nickte:" Ja, ich weiss, Waldläufer und Totenbeschwörer in einem Lager, sowas kann auch nicht lange gutgehen", setzte er gequält hinzu.

Vergis stand auf und sattelte sein Pferd. Die anderen versammelten sich langsam um ihn. Er drehte sich um und schaute in die traurigen Gesichter. Vergis fand keine Worte.
Nedastas übernahm das schnell für ihn:" Seht, Kinder, Vergis muss gehen, wir haben keinen Platz mehr für ihn, und ich muss euch sagen, ein Waldläufer darf keinen Nekromanten in seiner Nähe dulden. Ihr solltet das lernen. Für eure Ausbildung jedenfalls ist es nicht gut, wenn Vergis weiterhin in der Nähe bleibt. Und für einen Totenbeschwörer ist dieses hier auch kein Umgang. Ihr lernt den Unterschied zwischen Gut und Böse nicht", seine Worte überschlugen sich.

Vergis lächelte:" Machts gut, Ihr Banditen", er strich jedem Frischling kurz über den Kopf. Die Göre rannte schnell zur Hütte und kam mit einer selbstgemachten Kette zurück. Ein Anhänger in der Form eines Pfeil und eines Bogens. Sie drückte Vergis dieses in die Hand und gab ihm einen Kuß auf die Wange:" Damit du uns nicht vergißt"
Vergis drückte sie kurz aber fest an sich und band sich den Anhänger um den Hals.

Dann ging er auf Nedastas zu. Einen kurzen Moment standen beide da und schwiegen sich an. "Ich danke Dir für deine Gastfreundschaft, ich werde dieses hier stets in meiner Erinnerung halten. Hab Acht auf die Frischlinge, und paß auf dich auf, denn die Kleinen könnten keinen besseren Lehrmeister bekommen."
Nedastas schluckte mehrmals und öffnete schließlich seine Arme. Vergis trat näher heran und umarmte ihn:" Ich will dich hier wiedersehen, verstanden, Vergis?"
Vergis nickte. Er ließ den Ranger los und ging zu seinem Pferd.
Als Vergis schließlich auf seinem Rappen saß und in Richtung des Waldes einschlug meinte Nedastas schnell:" Und ja, trete den Rittern von mir kräftig in den Hintern, ich habe sie nie gemocht!"

Als Vergis diese Worte hörte schloß er kurz die Augen und lächelte. Nedastas, der Gauner, hat die ganze Zeit über Vergis Bescheid gewußt, ihn nicht gleich vertrieben oder duelliert. Diesmal hatte also Freundschaft gesiegt, und das war ein gutes Gefühl......
Gebe einem Menschen Macht und du weißt wie er wirklich ist.

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Re: Die Geschichte von Vergis...

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:12

Gefangenschaft part I


Seit Tagen hatte Vergis immer wieder den Eindruck, jemand würde ihn verfolgen. Er wußte einfach nicht wie oft er versuchte, diesen "Verfolger" zur Strecke zu bringen. Aber immer wieder stellte es sich als harmloser Bauer, Händler oder Bären heraus.

Vergis wurde überempfindlich, schreckhaft, gereizt und nervös. Er ritt ziellos umher, aber wo auch immer er versuchte auszuruhen, wurde er das wiederkehrende Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.

Erschöpft machte er an einem Fluß halt, um sich das Gesicht zu waschen. Ein wenig weiter flußaufwärts sah er einen Ritter angeln. "Also doch" sagte er zu sich selbst.
Der Ritter saß entspannt am Ufer und angelte, seiner Umgebung keine Beachtung schenkend.
Vergis kniff die Augen zusammen, schaute sich um, konnte aber niemanden weiter entdecken.
Er beschloß, den Ritter hier und jetzt zu erledigen.

Vergis schlich sich heran, lautlos wie eine Katze, und als er direkt hinter ihm stand tönte eine tiefe Stimme direkt hinter ihm:
"Hallo, Vergis!"

Vergis drehte sich langsam um. Da stand er, der Ritter, der seinerzeit das Kommando führte und das Leben Blues und ihrer Familie auslöschte, als sei es Vieh gewesen. Der letzte Ritter, auf dessen Tod Vergis schon lange wartete. Aber er war nicht alleine, sieben weitere Ritter standen mit gezogener Waffe um ihn herum und versuchten langsam Vergis einzukreisen.
Er wußte, er hatte keine Chance, sie hatten ihn aufgespürt und seit Tagen aufgelauert. Vergis mußte schnell reagieren ... ein Blick zurück ... er sah eine Möglichkeit zwischen einer Lichtung zu entkommen und rannte los.
Er hatte im Waldläufercamp gut trainiert. Er war etwas ausdauernder geworden. Die Ritter holten ihn nicht ein, aber er konnte sie auch nicht abhängen.
Vergis pfiff nach seinem Pferd, als er es neben sich her galoppieren sah, sprang er auf. Aber auch die Ritter hatten mittlerweile ihre Pferde zur Stelle, und die Jagd ging weiter.

Er mußte die Berge erreichen - irgendwie... in den Berghöhlen würden sie es schwer haben, ihm zu folgen, er kannte sich dort prächtig aus, sie waren sein Zuhause.
Ob das sein Pferd durchhalten würde, wußte er nicht. Er feuerte es immer und immer wieder an. Vergis spürte das Herz des Pferdes rasen und das laute Schnaufen deutete auf eine baldige Erschöpfung hin. Der Hals des Tieres war nassgeschwitzt.
"Halte durch, halte durch, komm, du schaffst das" flüsterte er dem Tier zu "nur ein Stück noch"
Aber es wurde langsamer und langsamer. "Ist gut, ruh dich aus", Vergis sprang ab und ließ sich eine Böschung hinabfallen. Vier der Ritter blieben oben am Hang stehen und machten kehrt, die anderen vier sprangen hinterher.

Vergis rannte weiter Richtung Gebirge, in der Hoffnung, dort rechtzeitig Unterschlupf finden zu können. Aber sie waren ihm immer noch auf dem Versen.

Er rannte, sprang über Hindernisse hinweg und vergaß darüber hinaus schon fast seine Erschöpfung.
Dann wurde ihm ein Hindernis zum Verhängnis. Er konnte es im Laufen nicht abschätzen und sprang zu früh. Vergis knickte um und fiel. Somit waren die Ritter wieder dichter an ihn herangekommen. Der Versuch aufzustehen missglückte. Sein Knöchel versagte, und er fiel erneut. Noch einen Versuch, diesmal klappte es, aber er konnte keine Geschwindigkeit erreichen, sein Knöchel schmerzte zu sehr. Ein Ritter sprang ihm direkt ins Genick und fiel mit ihm zu Boden. Die anderen eilten ihm schnell zur Hilfe.
Vergis versuchte verzweifelt, sich von den Griffen zu befreien. Er brauchte seine Hände, um einen Zauber sprechen zu können, aber da waren zuviele andere Hände, die eben das zu verhindern versuchten. Dann wurde er am Handgelenk gepackt, sein Arm durchgestreckt und mit einem Ruck nach hinten gezogen. Vergis schrie vor Schmerz auf, er ging unwillkürlich in die Knie, seinen Oberkörper nach vorne gebeugt. Ein anderer Ritter nahm seinen zweiten Arm und zog diesen ebenfalls schmerzvoll nach hinten. Vergis war von nun an wehrlos, und plötzlich schlich ein oft unterdrücktes Gefühl in ihm hoch: Angst.

Er hörte das Händeklatschen des Ritters, er schaute kurz auf und sah die anderen vier Ritter, die oben an der Böschung kehrt gemacht hatten, um ihn hier den Weg abzuschneiden.

"Vergis, Vergis, du hast doch nicht wirklich geglaubt du könntest mir entkommen, hm?" sagte der Ritter zu ihm in einem Ton als spreche er zu einem Kind. Er stieg vom Pferd ab, ging auf Vergis zu und faßte ihm unters Kinn. Vergis schüttelte wild den Kopf, um dem Griff auszuweichen. Ein Ritter packte ihn von hinten in den Haaren und riss seinen Kopf nach hinten, so daß Vergis gezwungen war, den vor ihm stehenden Ritter anzuschauen.
"Ja, du bist Vergis, habe schon von deinen unterschiedlichen Augenfarben gehört. Unverwechselbar ..." Die anderen Ritter kamen nun auch näher und schauten es sich an. "Grün und blau, ich habŽs euch gesagt. Jetzt bindet ihn an den Händen fest und bringt das Seil anschließend an meinen Sattel an", befahl er den anderen.
"Ja, Vergis, jetzt gehts nach Hause, ich denke, die Wiedersehensfreude mit den Bewohnern wird riesig sein", grinste der Ritter ihn an, "aber vielleicht bleibt uns ja noch die ein oder andere Möglichkeit zur Unterhaltung, ich hätte gerne mehr von dir gehört, warst du bis jetzt ja eher der Schweigsame."

Es wurde ein beschwerlicher Weg. Die Ritter nahmen auf keine Hindernisse Rücksicht, und Vergis musste sich darauf konzentrieren, auf den Beinen zu bleiben.

Am Stadttor angelangt wurden sie schon von der ersten wütenden Bevölkerung begrüßt. Sie warfen Steine nach Vergis, schimpften und traten nach ihm. Meist genügte ein Blick, und sie zogen sich schnell wieder zurück. Sie gingen vorbei an dem Marktplatz, wo schon der Scheiterhaufen für ihn fertiggestellt wurde.
"Die Vorstellung wird morgen sein, Vergis, Du bist dann die Hauptrolle, ist das nicht schön?" lachte der Ritter. "Aber vorerst hatte ich dir ja eine Unterhaltung versprochen.
Bringt ihn in den Kerker und legt ihn in Ketten, ich werde mich später höchstpersönlich um ihn kümmern"

Im Kerker zog ihn ein Ritter aus, um die Sachen zu durchsuchen, ein anderer legte ihn in Ketten. Vergis leistete keinen Widerstand. Es hätte auch in dieser Position keinen Sinn gehabt. Zu gut konnte er sich die bevorstehenden Malträtierungen vorstellen...

Die Ritter verließen den Kerker. Endlich alleine schloß Vergis die Augen und begann sich auf seine bislang gefährlichste Waffe vorzubereiten ....

Gefangenschaft part II



Wasser lief sein Gesicht hinunter, er schüttelte seinen Kopf und blinzelte.

"Da ist er ja ... na, ausgeschlafen?", hörte er den Ritter sagen. "Wir haben ja alles versucht, dich wachzubekommen, aber es hat nichts geholfen. Oh, und entschuldige bitte Deinen Zustand, aber wir waren nun wirklich schon in Sorge" lachte der Ritter bösartig und stellte den leeren Eimer neben sich.

Vergis spürte nun seinen malträtierten Körper, er hatte starke Schmerzen. In diesem Moment hätte er sich gewünscht, seinen Körper einfach wieder verlassen zu können.

"Nun, willst du dich jetzt mit mir unterhalten?"
Schweigen
"Nun?"
Schweigen
"Wie bitte? Ich höre NICHTS!"
"VerreckŽ an deinem Geschwätz", flüsterte Vergis.
Der Ritter schlug mit der flachen Hand in VergisŽ Gesicht.
"Nun, ich glaube nicht, daß Du in der Position bist, hier freche Antworten geben zu können, was meint Ihr?" der Ritter schaute zu zwei anderen Soldaten, die grinsend hinter ihm standen und den Kopf schüttelten. "Aber Mut hat er ja, hättest dich lieber damals für uns entscheiden sollen."
Vergis stöhnte auf, er hatte unsagbaren Durst.
"Halte doch noch durch, wir wollen die Bewohner doch nicht enttäuschen und die morgige Veranstaltung absagen müssen, nur weil Du vorher das Zeitliche segnest."
Der Ritter kam näher an Vergis heran und schaute ihn an.
"Deine kleine Freundin damals ist doch den ganzen Ärger heute nicht wert, hm?"
Vergis fixierte ihn genau, und für einen Moment fürchtete der Ritter den Hass in Vergis Augen, der ihn wie ein Schlag ins Gesicht traf. Ebenso sah er den Überlebenswillen und die Entschlossenheit, und er wich ungewollt zurück.

Die Eisentür ging auf und Bevrek kam herein. Er schaute kurz zu Vergis bevor er sich dem Ritter zuwandte.
"Was willst du hier"
"Laßt ihn jetzt in Ruhe"
"Ich glaube nicht, daß du mir Befehle erteilen kannst!"
"Nein, aber Euch ging es bisher doch nicht schlecht. Ihr bekommt doch regelmäßig größere Summen, die ich euch bereitstelle, damit Ihr Euer erbärmliches Leben fortführen könnt. Ohne mich würdet Ihr nicht in diesem Überfluss leben können. Soll ich Euch stets daran erinnern?"
"Was willst du denn von dem?"
"Ich will nur, daß ihr ihn in Ruhe laßt ... ach, und bevor Ihr geht, sorgt dafür, daß er Wasser bekommt und etwas zum Anziehen." beendete Bevrek das Gespräch.
Der Ritter schaute Bevrek mit zusammengekniffenen Augen an. Er wollte noch etwas sagen, entschied sich aber für den Rückzug. Beim Rausgehen sagte er noch: "Bringt im Wasser und eine Hose ..." Und zu Bevrek gewandt: "Und daß das klar ist, der wird morgen der Menge vorgeführt, ich will keine Zwischenfälle, verstanden?"
"Verstanden."

Bevrek wartete bis ein Ritter mit Wasser und einer Hose zurückkam. Als Bevrek noch die Schlüssel für die Ketten verlangte, musste er dem Ritter zweimal versichern, daß es nur dem Zweck diene, Vergis die Hose anziehen zu können. Dann schloß sich die Tür wieder.

Bevrek ging auf Vergis zu, kniete sich hin und schloß die Kette auf. Schweigend zog er ihm die Hose an.
Hastig schluckte Vergis das Wasser, welches Bevrek ihm reichte. "Langsam, ganz langsam" sprach Bevrek ihm zu.

Bevrek stellte das restliche Wasser ab und schaute Vergis eine Weile an. Seine Gefühle liefen Amok. Er fühlte Mitleid, Sorge, Wut, und Trauer. Und diese Gefühle galten zum einen Vergis und zum anderen seinen Opfern.

"Kann ich noch irgendetwas für dich tun?" fragte er schließlich.
Er wartete auf eine Antwort, erhielt aber keine. Vergis hatte seinen Kopf auf die Brust gesenkt und hielt die Augen geschlossen.
"Vergis?" versuchte er es noch einmal.
Keine Antwort.
"VERDAMMT, was bist du nur so stur? Sprich mit mir!", brüllte Bevrek ihn an.
Aber außer ein kurzes Zusammenzucken war keine Reaktion zu vernehmen. Er hob nicht mal seinen Kopf.
"Warum ... warum nur das alles", Bevrek lief auf und ab, ging wieder zu Vergis und rüttelte an seiner Schulter. "Ich suche nach Antworten!", rief er verzweifelt aus. "Irgendetwas ... etwas, was mich vielleicht ein wenig verstehen lässt ..." Er rieb sich mit dem Handballen die Augen: "Ich bin müde, Vergis ... ich bin alles so leid, ich hatte seinerzeit alles versucht, um unsere Freundschaft aufrechtzuerhalten, aber du bist es nicht wert ..." Kurzes Schweigen, dann fuhr Bevrek fort: "Du hast nicht einmal mitbekommen, daß Milter diesen Unfall hatte ...daß er starb ..."
Vergis schaute kurz auf.
"Ja, das ist neu für dich, nicht wahr?" höhnte Bevrek. "Du warst nur mit dir beschäftigt, ... ich hätte mir gewünscht ... ach, vergiss es." Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Kerker. Er war so aufgebracht und gekränkt, daß er die Anwesenheit Vergis nicht mehr ertragen konnte.

Er ging langsam über den Marktplatz, den Blick auf den Scheiterhaufen gerichtet.

Plötzlich spürte er diesen Druck in seinem Kopf. Dieser war so stark, daß er ihn in die Knie zwang. Ihm wurde bewußt, daß Vergis einen Weg in seine Gedanken gefunden hatte, denn er sah ihn nun klar und deutlich vor sich.

"Bevrek, mein Freund, mein Feind, ich habe immer versucht zu vergessen..."

Die Schmerzen in seinem Kopf wurden so stark, daß Bevrek aufschreien musste. Szenen spielten sich in seinen Gedanken ab:

"Fang mich doch, wenn Du kannt, Vergis"
"na na na na na naaaa"
"................
......"
"Blue, komm zu mir, bleib bei mir ..."
"............
........."

Sie hörten nicht auf, und die Schmerzen waren unerträglich. Die Bilder wechselten in einem ungeheuren Tempo: Terror, Tod, Krankheit, Zerstörung, Morde, Hinrichtungen ...
Dazu hörte er Stimmen ... Flehen, Flüstern, Weinen, Schreie, Bitten, Gebete ...
Und er sah die kleine Bardin, die ihn anflehte: "Helft mir, so helft mir doch jemand!"
Er sah die gefangenen Seelen, die Vergis ganz tief in seinem Bewußtsein verschlossen hielt und ihm nun auf grausame Weise vorgeführt wurden. Jede einzelne Seele schien ihre Geschichte herausschreien zu wollen, um Erlösung flehend. Die Schmerzen raubten ihm fast den Verstand, und er blutete aus der Nase.
Bürger, die auf Bevreks Schreie aufmerksam gemacht wurden und ihm zur Hilfe eilen wollten, verspürten diegleichen Schmerzen und sahen dengleichen Ablauf der Szenerie. Sie fassten sich an den Köpfen, weinten und stöhnten. Weitere trauten sich nicht einzugreifen.

Bevrek versuchte in Vergis Gedanken einzudringen, aber es misslang ihm, er flehte: "Hör auf, hör auf, bitte ... bitte..."
Die Stimmen wurden leiser und Bevrek spürte, daß sich Vergis aus seinen Gedanken zurückzog. Dann ließen auch die Schmerzen nach.

Bevrek kniete immer noch, er erbrach mehrmals bevor er sich aufrichten konnte.

Ihm war soeben klargemacht worden, daß Vergis nicht alleine in den Tod gehen würde....
Gebe einem Menschen Macht und du weißt wie er wirklich ist.

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Re: Die Geschichte von Vergis...

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:12

Die Bestimmung


Bevrek war immer noch geschwächt, ihm schauderte wenn er nur an die armen Seelen dachte.
Er brauchte Rat, denn dieses hatte ihn überfordert. Mit dieser Art Macht war er nicht vertraut, und so beschloß er, noch an diesem Tag eine ihm von Erzählungen bekannte weiße Magierin aufzusuchen.

Bevrek stieg auf sein Pferd als er seine Tochter angeritten kommen sah. Er lächelte gequält. Kurz erzählte er ihr von seinem Vorhaben, und sie beschloß, mit ihm zu reiten.
Auch wenn er gewollt hätte, er hätte ihr nicht widersprechen können. Im Moment war er um jedes bisschen Wärme und Vertrautheit dankbar.

Nach ein paar Stunden erreichten sie ein am Wald gelegenes größeres Anwesen. Sie stiegen von den Pferden, und bevor Bevrek an die Tür hämmern konnte, wurde diese auch schon geöffnet.

"Seid gegrüßt, Bevrek", lächelte eine etwas ältere Dame.
"Ihr kennt mich?" wunderte sich Bevrek
"Ja, und auch die reizende Tochter heisse ich herzlich willkommen", sie schaute zu Mariels und strich ihr kurz über die Wange.
Mariels knickste.
"Ein wirklich hübsches Mädchen ... ich habe Euch erwartet, folgt mir"

Bevrek und Mariels folgten der betuchten Dame in einen größeren Saal, sie waren nicht alleine, mindestens vier weitere Magier waren anwesend und schauten misstrauisch auf die "Eindringlinge"
"Das sind Freunde von mir, ihr habt doch noch sicher was zu tun? Ich wäre jetzt gerne mit ihnen alleine", sagte die Dame überaus freundlich zu den Magiern.
Sie gehorchten widerwillig und verließen schweigend den Raum.

"Sagt, wie ist es möglich ... wieso habt ihr mich erwartet?"
Die Magierin lächelte:" Soll ich Euch etwas zu Trinken kommen lassen? Ihr müßt durstig sein."
"Nein, danke", Bevrek wurde ungeduldig.
"Dann setzt Euch, bitte"
Bevrek schaute sich um ... ein langer Tisch mit acht Stühlen herum standen mitten im Raum. Bevrek und Mariels suchten sich einen Platz aus und setzten sich.
Die Magierin setzte sich gegenüber.

"Nun Bevrek, erzähle mir was vorgefallen ist ... heute Abend"
Er stutzte.
"Wenn sie das wissen, ahnen oder wie auch immer, dann sagen sie mir einfach..."
"Nein", unterbrach sie ihn schnell, "ich muss von Dir nun hören, was heute Abend geschehen ist, wie es Dir ergangen ist, was du gefühlt hast"

Bevrek erzählte ihr von den Seelen, die um Hilfe baten, von den grausamen Bildern, den Schmerzen, den Schreien, seiner Hilflosigkeit ... mehrmals musste er unterbrechen. Seine Tochter hielt ihm die zitternde Hand.

Als Bevrek zuende erzählte, schaute er die Magierin an. Sie saß einfach nur da, schaute ihn an ... und lächelte mitfühlend.
"Und dieses alles wurde Dir durch Vergis zugeführt?"
Bevrek überlegte, er konnte sich nicht daran erinnern, seinen Namen dabei erwähnt zu haben, nickte dann.
"Erzähle mir von Eurer Kindheit", sie lächelte weiter.
Bevrek wunderte sich über gar nichts mehr, sondern erzählte der Magierin von dem zwar nicht leichten aber gerechten Leben im Dorf. Und er erzählte auch von Milter und Blue.

"Blue" wiederholte sie flüsternd.
Bevrek schaute sie an.
Sie lächelte wieder zu Bevrek. "Ihr ist etwas schreckliches widerfahren, sie wurde ermordet, nicht wahr? Die Pferde der Ritter haben ihr das Genick gebrochen. Und ihre Eltern wurden grausam getötet."
"Ja, aber woher..."
"Vergis hat viel Leid ertragen müssen."
"Ich weiß, aber wir haben alles versucht, um ihm das Leiden erträglicher zu machen. Wir, Milter und ich, haben auf dem Feld Doppelschichten eingelegt, nur um ihn zu entlasten, damit er zu dem Grab gehen konnte ... "
"Ja, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen", sie langte über den Tisch und nahm seine Hand.
"Blue und Vergis ... nun, sie waren füreinander bestimmt. Sie sollten der Bösartigkeit und den Haß trotzen. Sie sollten ihren Weg in der Welt finden, die so voller Vorurteile und Ungerechtigkeit ist. Es war nie Zufall, daß damals die Dunkelelf-Familie in Euer Dorf gekommen ist, das war ebenfalls Bestimmung. Vergis wurde ausgesucht, weil er so stark war. Er hätte einen Weg gefunden, zusammen mit seiner Blue in Frieden leben zu können, und das nicht fern von allen anderen, nein, sie wären ein Anfang gewesen, viele weitere Familien mit unterschiedlicher Rasse hätten zusammenleben können. Vergis war dazu bestimmt, dieses zu ermöglichen. Die Götter hatten Hoffnung in ihn und immer stärker gemacht..."
Sie schaute zu Boden:" aber ... nicht alle Götter verfolgten das gleiche Ziel und sie wurden sich uneinig. Im Hintergrund hielt sich eine böse Macht auf, die nur auf den richtigen Zeitpunkt wartete. Die Götter wurden in ihrem Streit unvorsichtig und starrsinnig. So hatte eine bösere Macht die Gelegenheit, ihre Hände mit ins Spiel zu bringen. Sie sorgte dafür, daß Blues Familie den Tod fand, um dann den armen Vergis in seiner Leere und Tiefe aufzufangen..."

"Ihr meint, die Götter haben mit dem Leben zweier Kinder gespielt, um ihre Macht unter Beweis zu stellen?", wurde Bevrek sarkastisch "... das ist doch Wahnsinn, wir waren Kinder, hatten unsere Träume, unsere Ziele, war das alles eine Täuschung?", Bevrek schlug mit der Hand auf den Tisch.
"Ich weiß, es ist nicht einfach zu verstehen, und ich bin auch nicht der richtige Ansprechpartner für die tieferen Beweggründe. Ich habe die Aufgabe zugetragen bekommen, dich auf den Weg zu führen, Bevrek"
Bevrek schaute fragend.
"Deine Zeit ist nun gekommen. Die Götter zählen auf Dich. Du musst wachsen. Im geistigen Sinne wachsen. Und Du musst Meijones, den schwarzen Magier aufsuchen, er lebt weit im östlichen Teil des Landes, es ist schwer zu finden und er wird nicht bereit sein, sich mit dir zu unterhalten, aber du musst es versuchen, Bevrek"
"Aber wenn der nicht..."
"Du musst, Bevrek, die Götter werden dir mehr Kraft und Stärke verleihen, alles mit der Zeit ..."

Bevrek schaute zu seiner Tochter. Sie schaute erschrocken und ängstlich zugleich zur Magierin.
"Und du, mein Liebes, wirst Deinem Vater beistehen. Ihr werdet zu zweit den Weg gehen. Er wird dich brauchen", sie lächelte zu Mariels.
"Nein, das dulde ich nicht, ich gehe alleine oder ...."
"Dann werden die Götter böse werden und Euch aufgeben müssen, Ihr werdet keinen Schutz mehr haben. Es wird alles vernichtet werden", unterbrach sie ihn.

Bevrek schaute zu Boden.
Es brodelte in seinem Kopf. Das waren soviele Informationen auf einmal und so ganz nebenbei erfuhr er, daß sich die Götter ihn ausgewählt hatten, um seinen einst guten Freund zu bekämpfen.
"Er wird morgen hingerichtet ... dann müßte es doch schon reichen."
"Nein"
"Nein?"
"Nein, er kann auf diese Art nicht hingerichtet werden. Sein Körper wird vielleicht verbrennen, aber er wird sich eine andere Hülle suchen. Und mit jedem Leid, was ihm nun widerfährt, wird er stärker und stärker.... er MUSS mit den richtigen Waffen, am richtigen Ort und zur richtigen Zeit niedergestreckt werden, und die Götter werden dir die nötige Kraft geben. Du wirst derjenige sein, der sich dem Bösen stellen und es bekämpfen kann."
"Warum ich ... ", er wollte diese Last nicht tragen.
"Die Götter haben so entschieden..."
"Ach, verdammt..." Bevrek stand auf. Er wäre am liebsten weit weg geflüchtet. Hatte er es bereits bereut, diese Magierin aufgesucht zu haben. Er spürte die Arme seine Tochter um seine Taille, sie schmiegte ihren Kopf an seinem Rücken. Er streichelte ihre Arme.

"Es wird Zeit für Euch, es dämmert schon und ihr müßt rechtzeitg zurück sein, wenn ihr Vergis das Leiden ersparen wollt ... die Zeit rennt ... im Moment mit ihm, Bevrek."
"Soll ich ihn beschützen oder bekämpfen", maulte er und ging Richtung Tür.
Die Magierin lächelte:" Du wirst das Richtige tun."

Gefangenschaft part III


Vergis wurde mitten in der Nacht wach. Jemand machte sich an der schweren Eisentür zu schaffen.
Angst vor weiteren Folterungen, schloß er schnell die Augen. Aber anstatt Schläge oder Tritte wurde er von den Ketten befreit. Nun schaute er auf und sah drei maskierte Diebe. Bevor er allerdings etwas sagen konnte, hielt ihm der eine den Mund zu, ein anderer nahm seine Hände und drehte sie auf den Rücken, um sie dort mit einem Seil erneut zu fesseln. Der Dritte, ein Barbar, packte ihn fest am Genick und stieß ihn brutal vor sich her. Panik schoss in Vergis hoch. Konnten die seine Hinrichtung nicht abwarten und mussten ihn vorher töten? Der Versuch, sich zur Wehr zu setzen blieb erfolglos, denn der Barbar packte ihn bei den Haaren, zog seinen Kopf nach hinten und hielt ihm wortlos einen Dolch an die Kehle. Erst als gesichert war, daß keine Gegenwehr mehr zu erwarten war, setzten die drei sich in Bewegung und verließen mit Vergis den Kerker.

Die Diebe waren sehr geschickt. Einer rannte immer voraus um die anderen zu leiten. Alles verlief wortlos in einem geschmeidigen Tempo. Sie liefen an dem Marktplatz vorbei in eine kleine Gasse, wo drei gesattelte Pferde standen.
Ein Dieb setzte auf, der Barbar leistete Vergis Hilfestellung, so daß er hinter dem Dieb aufsitzen konnte. Dann setzten sich auch die beiden anderen auf die Pferde und ritten los. Der Ritt dauerte einige Stunden.

Nahe der Berge hielten sie an, der Dieb stieß Vergis vom Pferd und galoppierte davon. Auch die anderen beiden trennten sich und jeder schlug eine andere Richtung ein. Vergis schaute ihnen nach. Er wollte sich schnell von den Fesseln befreien bevor sie wiederkamen. Hektisch begann er das Seil um seine Hände an der Baumrinde zu reiben...

"Nun, du hast mich einiges gekostet", trat die Stimme aus dem Nebel hervor.
Vergis schaute verkrampft hin und erkannte einen Reiter. Es war Bevrek.
Er warf ihm einen Beutel vor die Füße.
"Da sind deine Sachen, machŽ, daß du verschwindest. Ich will dich hier nicht mehr sehen, Vergis. Und eines verspreche ich dir, sollte ich jemals Dich jemals wieder in unserer Nähe wissen, werde ich dich aufspüren und vernichten."
Vergis hörte die Verachtung in seiner Stimme, und er war sich absolut im Klaren darüber, daß Bevrek nie etwas ernster gemeint hatte. Vergis ging auf Bevrek zu, hielt sich mit einer Hand an den Zügeln des Pferdes fest und strich sich mit der anderen Hand über seine mit Blutergüssen gepeinigten Rippen, Brust und seinen Bauch.
"Ihr ward mir nicht egal ... Ihr habt viel für mich getan, Eure Freundschaft hat mir viel bedeutet."
"Aber wieso.."
Vergis schüttelte den Kopf: "Ich weiß keine Antworten, Bevrek, suche sie weder bei mir noch bei dir. Ich konnte mich Euch nicht zuwenden, ich konnte Euch nicht in den Sog voller Finsternis mithineinziehen." Er strich dem Pferd durch die Mähne: "Es tut mir leid was damals mit Milter passiert ist. Er ist ertrunken ... in dem kleinen See, etwas südlich von unserem Heimatdorf."
Bevrek stutzte.
"Ja, und es war wenige Wochen nach Blues Tod", erinnerte sich Vergis.
Bevrek stieg vom Pferd ab und schaute Vergis dabei zu, wie er dem Pferd unter der Mähne kraulte: "Wenn ich damals in der Höhle nicht gedrängelt hätte, schnell wieder nach Hause zu gehen, wäre Blue noch am Leben ..."
Vergis lächelte schief und drehte sich zu Bevrek: "Ich habe mir in der Vergangenheit soviel Selbstvorwürfe gemacht, bis mir klar wurde, daß die Ritter zu jedem Zeitpunkt an diesem Ort gewesen wären."

Vergis Muskeln verkrampften sich, es war ihm als schossen Informationen in ihn hinein: er stand vor seinem schlimmsten Gegner. Bevrek war sich vielleicht noch selber gar nicht darüber bewußt, aber er würde an Macht gewinnen und in der Lage sein, ihn zu bezwingen ... aber was bezwingen? Es waren bruchstückhafte Informationen, mit denen er nichts anzufangen wußte. So sehr er sich auch anstrengte, daß ausfindig zu machen, was ihn in seinem Bewußtsein unaufhörlich vor Bevrek zu warnen versuchte, er konnte nichts erkennen. Er schaute Bevrek angestrengt an und sah einen hellen Schein, der ihn umgab. Bevrek sprach auf Vergis ein, aber er konnte ihn nicht hören. Die Stimme - oder was es auch immer war - in seinem Inneren machte es ihm unmöglich.
Bevrek fasste ihn an seinem Arm. Wie ein Blitz durchzog es seinen Körper, Vergis zuckte zusammen und wich zurück. Er schüttelte sich.

"Ist alles in Ordnung?", hörte er Bevrek weit entfernt.
"Was ...?, Vergis fand langsam wieder zu sich. "Ja", sagte er irritiert. Die Stimme in seinem Inneren war verschwunden, und auch von der Aura, die Bevrek umgab war nichts mehr zu sehen.
Bevrek schaute auf den mit Wunden übersähten Oberkörper und holte ein paar Salben aus der Satteltasche hervor. "Hier, reib dich ordentlich damit ein, damit du dir keine Infektion holst." Er reichte Vergis die Salben: "Ich hoffe, es wird gehen."
"Die Wunden sind nur oberflächlich, es wird sicher gehen", versicherte Vergis ihm.

Bevrek stieg wieder auf sein Pferd, er hielt kurz Inne und erinnerte sich an das Gespräch mit der Magierin: "Sind wir noch frei? Frei in unserem Denken und Handeln?"
Vergis schaute in die Ferne und nach kurzem Zögern: "Ich habe mich das oft gefragt. Wir neigen dazu, uns in einer verletzlichen Phase wie Wut und Trauer, leiten zu lassen, in der Hoffnung, der Schmerz würde schneller vorbeiziehen, ohne richtig wahrgenommen zu werden. In dieser Zeit ist es schwierig zu unterscheiden, ob wir etwas freiwillig tun oder etwas anderes unser Denken bestimmt."
"Hälst du es für möglich ... daß etwas oder jemand Besitz von uns ergreifen kann?", Bevrek versuchte so vorsichtig wie möglich zu sein.
"Konkret?"
"Naja, eine Macht beispielsweise, oder so etwas in der Art."
"Ich weiß nicht ...", Vergis dachte an das Erlebnis ein paar Minuten zuvor. Das war nichts gewesen, was er hätte selber beeinflussen oder kontrollieren können. Aber irgendetwas "lebendiges" war da gewesen.
Er hörte das Knacken von ein paar Zweigen und drehte sich in die Richtung. Halb hinter einem Baum versteckt, sah er die noch sehr junge Druidin zu ihnen hinüberschauen: "Und wer oder was hat dich dazu getrieben, dir so jung eine Frau zu nehmen und zu schwängern?", amüsierte sich Vergis.
Bevrek folgte seinem Blick und sah, daß er Marseils fixierte.
"Das war ein Trieb, von dem erzähle ich dir ein anderes Mal", meinte Bevrek leicht verlegen.
Vergis lachte kurz auf, was seine Rippen mit einem unangenehmen Ziehen in der Brustgegend bestraften.
Bevrek schaute zu ihm hinunter, sah sein schmerzverzerrtes Gesicht und seine Erschöpfung. Er faßte ihn leicht an der Schulter: "Es wird Zeit ..."
Vergis nickte und ging einen Schritt zurück. Bevrek schnalzte zweimal und sein Pferd setzte sich trabend in Bewegung.

Er zog sich gerade an, als er von neuem Hufgeklappere aus dem Nebel in seine Richtung vernahm. Ein Reiter ... kein Reiter? Nein, SEIN Pferd kam im Trab mit gesenktem Kopf auf ihn zu und stieß gegen VergisŽ Beine, wobei dieser fast das Gleichgewicht verlor. Vergis lachte und klopfte gegen den Hals des Tieres: "Na mein Guter, auch schon da?"
Gebe einem Menschen Macht und du weißt wie er wirklich ist.

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Re: Die Geschichte von Vergis...

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:14

Estifinas


Es dauerte eine Weile bis Vergis Wunden vollständig verheilt waren. In dieser Zeit hielt er sich in der Berghöhle auf. Rippenbrüche, Prellungen, Vestauchungen, all das benötigte Zeit. Seine seelische Verfassung allerdings nahm ihn weitaus mehr mit. Er fühlte sich ausgelaugt und mußte letztendlich zugeben, daß seine telepathische Vorstellung ihn mehr mitgenommen hatte, als er anfangs dachte.
Auch die Malträtierungen der Ritter schlugen ihm aufs Gemüt. Er empfand sich in dieser Zeit als verletzlich, und das gefiel ihm gar nicht. Es beunruhigte ihn weniger, daß die Ritter ihn aufspürten und gefangennahmen, es war vielmehr die Tatsache in eine Falle gelaufen zu sein, was er nicht realisiert hatte. Bisher hatte er sich immer auf sein Gespür verlassen können.
Und dann war da noch die Begegnung mit Bevrek. Dieses Gefühl, daß Bevrek ihn "bezwingen" würde, ließ ihn nicht mehr los. Und was versuchte ihn vor Bevrek zu warnen? Er selbst? Sein Instinkt? Nicht, daß es abwegig gewesen wäre, er war ja auch in der Lage in Bevreks Gedanken einzudringen. Er war sensibel genug, und Vergis hatte leichtes Spiel gehabt. Und die Berührung von Bevrek? Dieser kurz anhaltende stechende Schmerz, das kein doch keine Einbildung gewesen sein. Aber so sehr er auch versuchte, diesem Gefühl noch einmal auf den Grund zu gehen, es war totenstille in ihm und um ihn herum.

Je mehr er sich auf sich konzentrierte, desto tiefer wurde sein Bedürfnis nach menschlicher Nähe. Er dachte an Nedastas und überlegte, wielange es schon her gewesen sein mochte, als er ihn das erste Mal traf und ob er sich noch an den Weg erinnern könnte. Ein Versuch war es ihm wert.

Es fiel im leichter als er dachte. Der Weg zum camp war ihm im Gedächtnis geblieben, als würde er ihn jeden Tag reiten.

Vergis erreichte das camp gegen Abend und sah Nedastas mit ein paar Frischlingen am Lagerfeuer sitzen die Geschehnisse des Tages berichtend.
"Hey, mein Freund", Vergis hatte sich herangeschlichen und faßte ihn an die Schulter.
Dieser erschrak und fuhr zusammen.
"Vergis! VERGIS! Wann ... wie bist du ... ", Nedastas konnte seine Freude einen Freund wiederzusehen nicht zügeln und umarmte Vergis heftig zur Begrüßung. "Mensch Junge, ich dachte Du seist tot", er ließ Vergis los und schaute ihn an. "Und schlecht siehst du aus, aber wir peppeln dich hier wieder auf".
Vergis kam nicht zu Wort, Nedastas redete unentwegt auf ihn ein und erzählte den Frischlingen, die Vergis nicht kannten, von ihrer ersten Begegnung.
Er hörte Nedastas vergnügt zu, wie dieser sich vor Aufregung mit den Worten überschlug. Dann schaute Nedastas zu Vergis und wurde ernster: "Das war knapp, hm? Ich meine, deine Begegnung mit den Rittern ... ich war in der Nähe und habe davon erfahren als sie dich schnappten. Ich fühlte mich so ... Ich wußte nicht, wie ich dir helfen konnte", hörte Vergis Nedastas Selbstvorwürfe.
"Ich bin doch hier, mach dir also keine Gedanken mehr darüber."
"Ja, aber wie ... alles was ich hörte war, daß du auf einmal verschwunden warst. Niemand wußte genaues und als man keine Spuren fand, hat man das so erklärt, daß du von Bewohnern entführt und getötet worden seist. Niemand konnte sich vorstellen, daß du aus eigener Kraft fliehen konntest oder dir jemand geholfen haben könnte."
"Umso besser"
Nedastas lachte. "Du willst es mir also nicht sagen"
"Vertrau mir, es ist besser alles ruhen zu lassen", sagte Vergis bestimmt.
"Ja, möglicherweise"

Der Abend verging wie im Fluge und Nedastas trank mehr als er vertrug. Vergis spürte die zarte Berührung einer Hand in seinem Nacken: "Willkommen, Vergis", flüsterte eine Stimme und er drehte sich um. Das bezaubernde Wesen mit den langen roten Haaren, die wild ihr Gesicht umschmeichelten und den Sommersprossen, die ihr vergnügt auf Nase und Wange tanzten, lächelte Vergis an.
"Ahhhh, Est ... Esti ..." versuchte Nedastas sich zu konzentrieren, sofern es in seinem Alkoholrausch überhaupt möglich war. " Setz dich zuŽns", lallte er weiter und klopfte mit der Hand neben sich auf den Boden.
Vergis war hingerissen von der Waldelfe.
Sie lächelte zu Vergis: "Nun, du hast keine Ahnung wer ich bin, hm?"
"Hihihi, daaas is Est ... Esti ... finas, das kleine Ding, waaas dir am See zujesetzt hatte" erinnerte sich Nedastas vergnügt.
Jetzt erinnerte sich auch Vergis. DAS soll die Göre gewesen sein, die einst am See mit seinen Sachen gestanden hat und ihn zur Verfolgunsgjagd herausforderte? Sie hatte alles, aber nicht den kleinsten Hauch einer Göre. Vergis konnte den Blick von ihr nicht abwenden, und sie lächelte verlegen.
"Friߎ sie nicht mit deinen Augen auf ...", sagte Nedastas bevor er sich wieder seinem mit Alkohol gefüllten Becher widmete. Nun fühlte sich Vergis ertappt und Estifinas musste lachen.
"Flirtende Totenbeschwörer jagen mir angst ein", kicherte er erst, riss dann übertrieben die Augen auf und schaute Vergis verständnislos an. Die Aussage als solches und die Grimasse brachten nun auch Vergis zum Lachen.
"Sie iss zu schaaade für dich, Nero ... Nerco ... du weisst schon", Nedastas schaute argwöhnisch zu Vergis hinüber, und sein Oberkörper schwankte hin und her während er versuchte, ernst und überzeugend zu klingen.
"Ja, ich bin mir sicher, sie ist es.", sprach Vergis mehr zweideutig, da er wußte, Nedastas würde ihn in diesem Rausch nicht verstehen und zwinkerte Estifinas zu.
Estifinas lächelte Vergis an.
"Zeit fürs Bett ... und jeder in sein eigenes, biddeschön!"
" ... und jeder in sein eigenes", sprach Vergis die Worte gleichzeitig aus. Er schaute vergnügt zu Nedastas und dann zu Estifinas: "Ich bringe ihn ins Bett"
"Ist gut", sie hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loslachen zu müssen.
Vergis stand auf, stellte sich hinter Nedastas, packte unter seine Arme und hievte ihn auf die Beine. Dann legte er Nedastas Arm um seine Schulter, faßte ihn um die Taille und ging mit ihm in seine Hütte.
"Ach, Ver ... Ver ... hmmm, ejal ... es iss so gut, dich wieder bei uns zu habŽn. Willkommen Zuhause, Freund."
Vergis lächelte während er Nedastas auszog und ins Bett zu legen versuchte. Nedastas hielt sich krampfhaft an Vergis fest: "TuŽ ihr nicht weh."
Vergis wußte, daß Nedastas von Estifinas sprach und schüttelte den Kopf: "Keine Sorge, schlaf Du jetzt."
Nedastas ließ sich zurücksinken und schlief sofort ein.
An der Tür zur Hütte fing ihn Estifinas ab: "Es ist spät, ich denke, ich sollte auch ins Bett gehen." Vergis seufzte. Sie legte eine Hand in seinen Nacken, zog ihn leicht zu sich herunter und küsste ihn zärtlich auf den Mund: "Gute Nacht", dann ging sie in schnellen Schritten zu ihrer Hütte.

Die letzten zwei Nächte schlief Vergis sehr schlecht. Nachts wurde er schweissgebadet wach, konnte sich aber meist nicht an irgendwelche Alpträume erinnern. Völlig übermüdet kam es, daß er nach zwei Tagen im Stehen an einen Baum gelehnt eindöste als Nedastas ihn von seinen neusten Jagdtechniken erzählte. "Ich hatte ja keine Ahnung, daß dich das so langweilt, aber hättest du mir das nicht ein wenig freundlicher mitteilen können?", trotzte Nedastas.
"Hm? ... entschuldige bitte", Vergis hatte Mühe sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
"Was ist los? Du siehst ja völlig übernächtigt aus. Was treibst Du nachts, von dem ich nichts weiss?"
Vergis rieb sich das Gesicht und zuckte mit den Achseln.
"Hör zu, Du legst dich jetzt was hin, und ich sehe zu, wo ich mich anderweitig nützlich machen kann." Nedastas hatte es nicht ganz ausgesprochen gehabt, da ging Vergis auch schon auf die Knie und schleppte sich ein Stück weiter zu einer von der Sonne gewärmten Wiese. Er ließ sich auf den Bauch fallen und schlief sofort ein.
Nach Stunden und tief in der Nacht wurde er wach. Er ließ den Traum noch einmal mit geschlossenen Augen revue passieren. Dann realisierte er, daß er nach wie vor auf der Wiese lag und eine Decke ihn wärmte. Langsam drehte er sich zur Seite. Estifinas saß ein paar Schritte weiter weg und lächelte ihn an: "Wir haben uns schon Sorgen gemacht, Du hättest Nedastas sehen sollen, wie er alle möglichen Leute verrückt gemacht hat, weil er keine Ahnung davon hat, wie man Totenbeschwörer gesundpflegt. Ich hab ihn dann abgelöst und wache nun seit wenigen Stunden hier"
"Ich war nie krank, nur müde", er bemerkte seine belegte Stimme und räusperte sich.
"Du hast wie im Fieberwahn wirres Zeug geredet."
Vergis lächelte sie an: "Du warst schnell verschwunden den ersten Abend, und von da an hab ich dich nicht mehr gesehen."
Sie lächelte unsicher: "Ja, ich war sehr beschäftigt"
Er nickte, stand auf, reckte sich und atmete die klare Luft tief ein.
"GehtŽs dir denn jetzt besser?"
"Ja ... nur ein wenig müde", zog er sie auf.
Sie lachte und stand auf. "Dann brauchst du mich nicht mehr, ich gehe zurück", sie zeigte in die Richtung zum camp.
Vergis griff nach ihrer erhobenen Hand und hielt sie fest: "Soso, wieder davonschleichen?"
Sie spielte verlegen an einer Haarsträhne und schaute nach unten. Vergis hob ihr Kinn sanft an: "Du fürchtest dich auch vor flirtenden Totenbeschwörern?" Er strich ihr leicht durchs Haar. Sie lächelte: "Vielleicht - ich weiss nicht, mir ist noch nie zuvor einer begegnet."
Vergis küßte sie zärtlich an der Wange, den Hals hinunter. Sie stöhnte leise auf und umklammerte seine Hand. Seine Lippen berührten ihre, und sie erwiderte seinen Kuß leidenschaftlich. Sie legte ihren Arm um seine Schulter, und er strich ihr mit den Fingerspitzen leicht von der Innenseite ihres Armes ihre Seite hinunter. Seine Augen übten eine hypnotische Anziehungskraft aus und selbst wenn sie gewollt hätte, sie konnte sich dem nicht entziehen. Sie hob das Bein an, schlang es um seine Oberschenkel und zog ihn näher an sich heran während ihre Zunge seinen Hals entlangfuhr. Sein Atem wurde schwer ... er riss ihr die Kleider vom Leib, hob sie hoch und drückte sie mit dem Rücken gegen einen Baumstamm. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften, und er preßte seinen Unterleib an ihren. Er hielt ihre Handgelenke über ihren Kopf fest während er ihren Hals und ihre Brüste liebkoste. Süße Worte drangen in sein Ohr, und er liebte sie wild leidenschaftlich.

Eine tiefe Leere breitete sich danach in Vergis aus, und er schaute in das still triumphierende Gesicht Estifinas. Immer noch schwer atmend ließ er sie langsam heruntergleiten. Sie nahm wortlos seine Hand und rieb diese an ihrer Wange. Er drückte sie fest an sich und küßte ihre Stirn. Sie schlang ihre Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn: "Laß uns zurückgehen und bis zum Morgen zusammenbleiben."
Vergis drückte sie fester an sich: "Ich kann nicht bleiben"
Die Worte trafen sie wie ein Schlag. Sie unterdrückte ihre Enttäuschung darüber, sie wußte vorher, daß eine Liebschaft mit ihm keine Zukunft hatte, sie diesen Totenbeschwörer nicht an sich binden konnte, und dennoch tat die Erkenntnis nun sehr weh.
"Wielange bleibt uns noch?"
"Ich werde mit dir zurückgehen und mich von Nedastas verabschieden. Heute noch."

Sie suchte ihre Kleider zusammen und ging mit Vergis zurück zum camp. Dort angekommen wandte sie sich von ihm ab. Er drehte sie sanft zu sich herum und sah in die mit Tränen gefüllten Augen. Er küßte ihre Tränen weg.
"Seh ich dich wieder?", ihre Stimme zitterte
"Ich bin mir da ganz sicher", überzeugten sie seine Worte.
Sie befreite sich von seiner Umarmung und ging in ihre Hütte.
Vergis schaute ihr nach und ihm wurde bewußt, daß sein Weggang ihm schwerfallen würde. Aber er hatte seinen Traum, mit dem er sich beschäftigen musste, und er hatte diesen Weg allein zu gehen ... die Stimme aus seinem Traum wies ihm die Richtung zur Dunkelelfstadt, und er mußte diesem nachgehen.
Er ging zu Nedastas. Dieser schlief nicht, sondern erwartete bereits Vergis an der Tür.
"Ich habŽs befürchtet ... Du wirst uns verlassen?"
"Ja"
"Was ist mit ihr?" Nedastas deute mit einem Kopfnicken in Richtung Estifinas Hütte.
Vergis schaute zur Hütte: "Paߎ auf sie auf."
Nedastas legte seine Hand auf Vergis Schulter und rüttelte ihn leicht: "Laß mich aus dir einen anständigen Waldläufer machen, nimm dir Estifinas zur Frau und höre auf, vor anderen und dir selbst zu flüchten."
Vergis legte seinen Kopf schief und lächelte ihn an: "So verlockend das vielleicht klingen mag, aber ich lege viel wert darauf, mir treu zu bleiben, mich nicht zu verraten und eine Flucht nur im äußersten Notfall in Erwägung zu ziehen."
"Ihr seid mir zu kompliziert, ihr Nekromanten"
Vergis lachte und umarmte ihn: "MachŽs gut, mein Freund."
Nedastas erwiderte die Umarmung, klopfte ihm mehrmals auf den Rücken und ließ ihn dann gehen. Besorgt schaute er ihm hinterher, außer Hörweite seufzte er tief: "Ich hoffe Du weißt, daß du dein größter Feind bist."

Meijones


Ein langer Weg lag vor Bevrek und seiner Tochter. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo er diesen schwarzen Magier namens Meijones finden würde. "Weit im Osten", hatte die Magierin ihm gesagt. Und auch wenn Bevrek sich dagegen wehrte ein Handlanger der Götter zu sein, so spürte er, daß er zumindest das Gespräch mit ihm suchen sollte.
Sie ritten den Osten ab, aber nichts deutete auch nur annährend auf die Existenz dieses Magiers hin. Der östliche Teil des Landes war weitestgehend fruchtlos, kein Lebewesen würde sich hier freiweillig niederlassen wollen ... Staubig und grau, eine endlose Dürre erstreckte sich vor ihnen.
Bevrek seufzte: "Entweder sind wir hier falsch oder der Magier ist eine Ausgeburt der Leute Fantasien."
"Vielleicht sollten wir uns trennen und jeder an verschiedenen Stellen suchen?", Marseils stieg vom Pferd ab und dehnte ihre übermüdeten Glieder.
"Vielleicht ... aber mir widerstrebt, dich hier alleine losreiten zu lassen."
"Haben wir eine Wahl?", konterte sie.
"Wahrscheinlich nicht", gab Bevrek zu. "Ich habe das Gefühl, wir reiten nur im Kreis, es sieht alles so gleich öde aus. Wir werden hier rasten und uns morgen früh trennen."

Die Nacht war eisig kalt. Der Wind sauste in einem hohen Tempo durch das Land und kündigte den bevorstehenden Winter an. Blitze zuckten am Himmel und Bevrek und Marseils hatten Mühe, den nötigen Schlaf zu finden. Sie lagen dicht beieinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Irgendwann brach die Müdigkeit über sie hinein und ließ sie einschlafen.

Bevrek fror, aber er wollte seine Augen nicht öffnen. Noch nicht, noch ein wenig ausruhen. Seine Muskeln zuckten unkontrolliert, es war so kalt. Er tastete neben sich ... aber außer den nackten, kalten Boden konnte er nichts fühlen ... Marseils?
Alamiert öffnete er die Augen und fuhr hoch. Er schaute sich um, aber keine Spur von ihr. Bevrek rief nach ihr, wurde panisch, als er nichts außer den kalten Wind vernahm. Alleine konnte sie sich nicht aufgemacht haben, ihr Pferd stand nachwievor am Nachtlager.
Er zwang sich zur Ruhe, er mußte nun einen klaren Kopf behalten und systematisch vorgehen. Vielleicht ist sie nur aufgebrochen, um etwas eßbares zu suchen? Sie hatten nicht viel mitgenommen, da sie nicht davon ausgegangen waren, daß es eine längere Reise werden würde. Er beschloß abzuwarten ...
Stunden vergingen ...
Schließlich wurde die innere Unruhe so überwältigend, daß er aufbrach um sie zu suchen. Schwarzmalerei machte sich in seinem Kopf breit:
"Ist sie losgezogen, um was zu Essen zu suchen, hat sich verletzt und liegt nun irgendwo bewegungsunfähig, bewußtlos oder gar ... tot?"
"Hat sie sich verlaufen? Es sieht hier alles so gleich aus ..."
"Wurde sie verschleppt und ist nun in der Gewalt irgendeiner Bestie?"

Er war so sehr in Gedanken, daß er zu spät reagierte und ihn sein scheuendes Pferd abwarf. Aber seine Beine erreichten keinen Boden. Er hielt sich krampfhaft an einem ausgetrockneten Busch fest und schaute hinter sich. Eine tiefe Schlucht gähnte ihm entgegen - er hatte keine Schlucht gesehen, wie konnte das passieren? Der Busch gab immer mehr nach, und Bevrek versuchte einen besseren Halt zu bekommen, um das Gewicht ausgleichen zu können. Die Wand war so glatt und steil, und der Busch dehnte sich immer mehr Richtung Abgrund ... die Wurzeln gaben nach und rissen aus dem Boden ...
Bevrek fiel...

"Vater, Vater, komm zu dir", hörte er leise Marseils Stimme und spürte ihre warmen Hände in seinem Gesicht.
Er schüttelte seinen Kopf und blinzelte: "Marseils, mein Kind, ich hab mir solche Sorgen gemacht ... was ist passiert ... wo sind wir hier?" Er setzte sich auf. Der Wohnraum war verdunkelt, nur vereinzelt standen ein paar Kerzen. Ebenso wie die Einöde draußen war es auch hier staubig und grau in grau. Zu seiner Linken standen übereinandergestapelte Kisten und zu seiner Rechten stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen.
"Das war nicht vorgesehen ... Eure Fragen sind überflüssig, ich habe keine Verwendung für Euch, also werde ich Euch töten", hörte er eine Stimme hinter sich sagen.
Bevrek drehte sich um, spürte den stechenden Schmerz in seinem Nacken und sackte in sich zusammen. Er rieb sich den Nacken und erinnerte sich an seinen Sturz. Diesen soll er überlebt haben? Er konnte den Boden nicht sehen, der Absturz muss gewaltig gewesen sein.
"Wenn Ihr mir schon mit dem Tod droht, dann möchte ich wenigstens Euer Gesicht sehen", brachte er hervor.
Er hörte das Lachen hinter sich und die langsamen Schritte, die neben ihm verstummten. Bevrek schaute auf und sah in das kalte noch junge Dunkelelfgesicht.
"Ihr seid Meijones ... ?!", stellte Bevrek mehr fest, als daß es als Frage gemeint war.
"Wie er leibt und lebt", hörte er den Stolz in seiner Stimme.
"Ich dachte, Ihr würdet nur in den Fantasien der Bauern leben", versuchte Bevrek Meijones Stolz zu schmälern.
"Nun ... das tue ich auch, in der Tat. Es bedarf nicht meiner Präsenz, um den Bauern das Böse näherzubringen ...", kicherte Meijones "... und immerhin habt IHR mich ja gesucht, Bauer."
" ... und gefunden" Bevrek überlegte, wie alt Meijones wohl sein mochte. Er hatte sich bei den Alten im Dorf über Meijones erkundigt gehabt, nachdem er das erste Mal seinen Namen bei der Magierin hörte. Und laut den Aussagen der Dorfbewohner, kam Meijones schon seit Generationen in deren Sagen und in Geschichten von Tod, Sünde und dunkler Macht vor. Aber dieser vor ihm stehende Magier war allenfalls so alt wie er selber ...
"Ja, wie ich schon sagte, das war nicht vorgesehen. Deine kleine Tochter allerdings ..."
"Laß deine Finger von ihr", drohte Bevrek ihm.
Er hörte das Gelächter des Magiers. "Ihr seid amüsant ... wer seid ihr, daß IHR mir drohen wollt?"
"Ich heisse Bevrek"
"Bevrek .. hm, nie gehört, was willst du kleiner Wicht von mir?"
Bevrek überhörte den herablassenden Ton.
"Ich brauche Euer Wissen über die dunklen Mächte", sagte Bevrek direkt heraus.
Meijones Gesicht blieb regungslos.
"... ist dir die Geschichte vertraut, wo die Götter einen Helden auserwählten, damit dieser ..."
"Nein", unterbrach er ihn nun, und Bevrek spürte, daß er log.
"Warum soll ich mich mit Geschichten von Euch gewöhnlichen Menschen auseinandersetzen", spottete Meijones weiter.
"Daß er Mensch ist, hab ich nicht erwähnt", stellte Bevrek fest.
Meijones zuckte mit den Achseln.
"Helden ... nur weil die Götter sich an Euresgleichen vergangen haben, sich einen auserwählten und diesen mental vergewaltigten, nennt Ihr Menschen diesen "Helden"? WAS für ein Hohn!!", Meijones schien kein Geheimnis darum zu machen, daß er sowohl die Menschen als auch die Götter verachtete.
Bevrek schaute zu Boden. Er mußte diesem unsympathischen Magier innerlich Recht geben. Aber es stand weitaus mehr auf dem Spiel als nur die Frage nach Recht und Unrecht.
"Wer hat Euch gesandt?"
"Die Magierin Xenthoulage hat mir gesagt, ich solle Euch aufsuchen, damit ich verstehe ..."
"Oh, welch Ehre das für Euch sein mag ...", Meijones schaute in die Luft, rieb sein Kinn, und seine Gesichtszüge verliehen ihm einen nachdenklichen Ausdruck.
"Nun", Meijones kam nun wieder näher an Bevrek heran, bückte sich ein wenig, damit er direkt in Bevreks Gesicht schauen konnte. Seine Augen waren eiskalt und voller Boshaftigkeit. "Sie müssen schon sehr verzweifelt sein, daß sie so etwas wie dich auserwählen. Wie fühlt sich das an, nicht mehr Herr seiner Gedanken zu sein? Einem Ziel hinterherzulaufen, was nicht das eigene ist?"
Bevrek wollte sich nicht einschüchtern lassen, aber Meijones strahlte soviel Selbstsicherheit, Hass und Überzeugung aus, daß das nötige Selbstvertrauen im Keim erstickte. Meijones Blick durchbohrte ihn, und von da an hatte er seine Bewegungsabläufe nicht mehr unter Kontrolle. Er wollte es nicht, stand aber auf und ging zu Tür. Bevrek war, als wenn er sich selber zugeschaut hätte, wie er seine Beine vom Bett auf den Boden stellte und einen Schritt vor den nächsten tat. Meijones hatte seine Arme verschrenkt, er faßte ihn nicht an, und dennoch "stieß" er ihn gedanklich vor sich her. Bevrek öffnete sie und ihm schauderte. Da war nichts, woran er sich halten konnte. Die Hütte war eins mit der steilen Wand. Unter vor ihm war wieder dieser tiefe Abgrund, und ein kurzer Blick in die Lüfte ließ ihn erneut erschauern. Der Himmel war schwarz voller agressiver Harpien, die ihre Kreise in der Luft drehten, auf der Suche nach Nahrung. Der kalte Wind blies ihm ins Gesicht.
"Nun, Meister, ich schlage Euch ein Spiel vor. Der Einsatz hierfür wird Euer Leben, das Leben Eurer Tochter und die nötigen Informationen sein. Wenn ihr es schafft, Euren Weg in die Freiheit zu finden, bekommt Ihr die Antworten, die Ihr herbeisehnt und Euer Leben geschenkt, wenn Ihr aber versagt, wird Eure Tochter mir gehören, für alle Zeit" flüsterte ihm der Magier ins Ohr.
Meijones spürte Bevreks Gegenwehr.
"Ach komm schon, wenn die Götter Euch gnädig gestimmt sind und Du wirklich derjenige bist, dem sie vertrauen, dann wird das ein kleiner Spaziergang sein", Meijones schaute über Bevreks Schulter den Abgrund hinunter. "Huhu, Ihr solltet Euch beeilen, es wird dunkel und die Warane werden sich bald versammeln ..."
Bevrek schüttelte langsam den Kopf.
"Habt Ihr mich nicht verstanden? Ihr habt keine Wahl!", rief Meijones aus und Bevrek musste hilflos mit ansehen, wie sein Fuß langsam über die Schwelle schritt ...

Das Letzte was er hörte war der verzweifelte Aufschrei seiner Tochter. Dann fiel er ins Bodenlose ...
Gebe einem Menschen Macht und du weißt wie er wirklich ist.

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Re: Die Geschichte von Vergis...

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:15

Meijones part II


Bevrek saß zusammengekauert auf einem so kleinen Felsvorsprung, daß er sich kaum zu atmen wagte, aus Angst die Steine könnten nachgeben. Der Sturz hatte kein Ende nehmen wollen, und er hatte schon mit seinem Leben abgeschlossen. Dieser erschien wie in Zeitlupe, vielleicht hatte er deshalb nicht einmal sein Bewußtsein verloren. War auch dieses ein Machtbeweis des Magiers und alles war eine Illusion?
Der Abgrund war immer noch ein einziges schwarzes Loch - kleine Steine rieselten herab, und die schwarze Hölle unter ihm erstickte ihren Aufprall. Der Weg nach unten musste ins unermessliche gehen. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, alles als Illusion zu erklären.
Und dann waren da noch die Warane die Meijones erwähnte. Konnten diese klettern?

Das infernalische Gekreische der Harpien machte ihn nervös. Sie hatten ihn längst gesichtet, immer wieder kamen sie im Sturzflug auf ihn zu und drehten im letzten Moment ab. Es schien als würden sie nur auf seine Erschöpfung warten, um dann über ihn herzufallen und zu verspeisen.
Verzweifelt schaute Bevrek auf und rief in den Himmel: "Macht, das ihr verschwindet, den Magen werdet ihr euch an mir verderben!"
Er presste seinen Körper an die Wand und schloss seine Augen: "Wo seid ihr nun? Ich war wirklich gewillt ... und ihr lasst mich nun im Stich?" Er riss die Augen auf und schrie schrill aus: "Wer seid ihr, daß ihr das Leben mit Füssen tretet? Nichts weiter als dummes Gerede ... Götter ... PAH! Ihr seid feige Hirngespinste der Leute!"
Wieder kam eine dieser Kreaturen auf ihn zugeflogen. Sie drehte nicht ab, sondern setzte sich zu ihm auf den Felsvorsprung.
Bevrek trat nach ihr, sie stieß einen gewaltigen Schrei aus und ihre Klauen bohrten sich in sein Bein. Er unterdrückte einen Schrei, wollte die Harpie nicht weiter reizen, Blut rann sein Bein herunter, aber die Harpie ließ nicht los. "Bloß nicht bewegen", dachte er sich. Er hatte Angst, sich eine Sehne oder Muskel zu verletzten und somit wehrlos diesen Kreaturen ausgeliefert zu sein. Und er dachte an seine Tochter, die für alle Zeit bei diesem Dunkelelf-Magier verweilen müsste.
Die Harpie beäugte ihn interessiert und Bevrek fühlte sich unter ihren Blicken unwohl. Er schaute in ihr hässliches Gesicht. Es war gekennzeichnet von den Streitigkeiten ihresgleichen oder auch den unerbittlichen Kämpfen mit ihren Gegnern. Sie hatte eine lange Narbe die quer über ihr Gesicht lief. Ein Auge schien erblindet, es war nur halb geöffnet und milchig.
Bevrek dachte an die Geschichten, die man sich über die Harpien erzählte. " Sie waren dafür zuständig, Personen zur Unterwelt zu verschleppen, sowie für die Bestrafung als auch das Quälen selbiger", rief er sich in Erinnerung, ihm schauderte bei dem Gedanken, und er musste sich unwillkürlich schütteln. So tat es auch die Harpie. Eiferte sie ihm nach? Er schüttelte sich ein zweites Mal und die Harpie wiederholte diese Geste. Bevrek spielte dieses Spielchen noch ein paarmal und jedesaml ahmte die Harpie seine Gesten nach. Sie schien ihm nicht feindselig, eine naive Neugierde vielleicht. "Verstehst Du mich?". Bevrek kam sich ziemlich blöd vor, sich mit einer Harpie unterhalten zu wollen und erwartete auch nicht wirklich eine "menschliche" Antwort von ihr. Aber sie wippte mit ihrem Kopf. als würde sie ein Nicken andeuten wollen.
"Du verstehst mich?", versuchte er es noch einmal. Und da, sie nickte wirklich. Er bildete sich das nicht ein. "Kannst Du von meinem Bein ... ", er deutete auf sein blutendes Bein. Die Harpie schrie auf und schüttelte heftig ihren Kopf. Ihre Krallen bohrten sich tiefer, und Bevrek wurde es kurzzeitig schwarz vor Augen.
Andere Harpien wurden durch das Gekreische aufmerksam und kamen in Scharen auf ihn zugeflogen. Die halbblinde Harpie verteidigte ihre Beute und hackte wild nach den Mitstreitern. Sie verlagerte ihr ganzes Gewicht auf Bevrek, und ließ die Aasfresser nicht aus den Augen. Diese kamen auch nicht näher, und als sie keine Chance sahen, ihren Teil der Beute zu ergattern, flogen sie nach und nach wieder in die Lüfte.
Erst als keine andere Harpie mehr zu sehen war, ließ sie von Bevreks Bein ab.
Ihm wurde bewußt, daß sie gerade sein Leben gerettet hatte. Die Harpie täuschte der Meute vor, daß Bevrek ihre alleinige Beute sei.
"Danke", murmelte er und schaute sich sein verletztes Bein genauer an.
"Du kannst hier nicht bleiben", hörte Bevrek die Harpie sagen. Er schaute auf.
"Du darfst hier nicht rasten", hörte er sie ein weiteres Mal reden, ohne daß sie ihren Mund bewegte. Und ihre melodische Stimme passte gar nicht zu dem Antlitz dieses Monsters. Es brauchte ein paar Sekunden bis Bevrek die Bedeutung der Worte wahrnahm.
"Ach, und wo soll ich hin?" Bevrek deutete in die Schwärze.
"Es ist nicht so wie es scheint", sagte sie
"Eine Illusion? Sowas hab ich mir auch schon gedacht."
"Mehr als das. Du bist in den Gedanken Meijones gefangen."
"Demnach konnten mir die Harpien gar nicht gefährlich werden?"
"Doch, er hat die Macht dich in seinen Gedanken zu vernichten."
"Was soll ich nun tun?"
"Es ist ein Spiel für ihn, Bevrek, spiele mit ihm. Suche keinen Weg, der nach draußen führt, du wirst ihn nicht finden. Meijones ist zu mächtig, und er wird dich töten, wenn du dich nicht konzentrierst. Schlag ihn mit seinen eigenen Waffen."
"Wie soll ich das machen ..?"
"Wäre ich hier, wenn Du keine Ahnung hättest?
Bevrek schaute sie fragend an.
"Ich bin nicht in seinen Gedanken, Bevrek, ich bin in deinen", nach diesen Worten verschwand die Harpie.
Er zog die Knie an, grub seinen Kopf ein und begann sich zu konzentrieren ...

Bevrek blinzelte. Die Sonne blendete ihn, er hielt sich die Hand vor Augen und schaute sich um.
Weder saß er auf dem Felsvorsprung, noch waren Harpien zu sehen. Die Umgebung erinnerte ihn an seine Kindheit ... ja, er stellte sich den Ort seiner Kindheit vor. Vor ihm lag das Dorf, in dem er großgeworden war. Bevrek lachte kurz auf und freute sich, daß es ihm gelungen war, etwas Friedliches in seine Gedanken zu rufen, um sich den Gedanken Meijones zu widersetzen.
Und innerlich hoffte er, daß Meijones nun ebenfalls dieses friedlich vor ihm liegende Bild wahrnahm.

"Bravo, Du hast es begriffen", Meijones stand nun hinter ihm. Bevrek schaute ihn triumphierend an. "Ich habe lange überlegt, was die Götter an Dir schätzen, du schienst mir weder begabt, noch hast du das nötige Selbstvertrauen. Aber du lernst schnell, bist mutig dazu."
Meijones grinste ihn an und seine Augen funkelten als er schließlich seinen Blick Richtung Dorf schweifen ließ.
In dem Moment spürte Bevrek die Vibration unter seinen Füssen und er hörte tiefe grunzende Geräusche. Er drehte sich um und sah die riesigen Feuer-Warane auf das Dorf zulaufen. Es war mindestens ein halbes Dutzend Warane, und einer war fast so groß wie eine Hütte. Sie spuckten Feuer, und die Hütten brannten nach und nach alle nieder. Bevrek konnte nur hilflos mitansehen, wie sein friedliches Dorf zerstört wurde.
"Ich hoffe du hast Dir keine Dorfbewohner in die Häuser gewünscht", hörte er Meijones Stimme weit entfernt. Mit einem Mal schien alles taub um ihn herum. Bevrek war starr vor Sorge. Er hörte die Schreie, und sah brennende Menschen wie Fakeln aus den Häusern laufen. Die meisten schafften nicht mal ein paar Meter, entweder traten die Warane sie nieder oder sie wurden erneut von einem Feuerstrahl ergriffen.
Bevrek war entsetzt: "Wie kannst du ihnen das antun..."
"Ha, sind das MEINE Gedanken oder DEINE?"
"Ich habe sicherlich nicht an Warane gedacht, die das Dorf zerstören und Menschen töten."
"Nein? Bist Du sicher, daß Du NICHT an die Warane dachtest?"
Bevrek schluckte und erinnerte sich an das Gespräch mit Meijones zuvor. Er hatte ihm von Waranen erzählt, und sie waren tatsächlich in Bevreks Gedanken geblieben. Meijones hatte ihn manipuliert - ihm wurde schwindelig.
Mit einem Mal verschwanden die Warane und vor Bevrek und Meijones lag das zu Asche gewordene Dorf.
"Gratuliere, du bist nun einer von uns, Bevrek", lachte Meijones und klopfte Bevrek auf die Schulter.
Bevrek schaute zu Boden: "Sie sind nicht wirklich tot ... "
"Bevrek, du hast nun die Macht, mit Lebewesen in deinen Gedanken zu spielen, ihnen Leid oder Freud zuzufügen - auch wenn du noch ein wenig tölpelhaft an die Sache herangehst"
"Was hab ich getan ... "
"Hör mir zu, Bevrek", und nun schaute Meijones ihm tief in die Augen "DAS hier war nur eine kleine Demonstration. DAS waren nur wenige Opfer. Die Macht, die deinen Totenbeschwörerfreund lehrt, liegt weit entfernt von deiner Vorstellungskraft. Das sind ganz andere Dimensionen und Manipulationen. Diese läßt deine Gedanken nicht zu, sie schränkt sie ein und vernichtet sie und übrig bleibt ein schwarzes Loch. Du bist gefangen in ihrer Illusion und musst dich dieser anpassen. Ich habe es in der Vergangenheit vorgezogen, dieser besser nicht zu nahe zu kommen. Sie steuert dich nicht von außen, sie lebt in dir, sie ist oder wird ein Teil von dir. Ich werde dir mehr erzählen, so habe ich es versprochen, aber zuerst kannst du deine Tochter in die Arme schließen. Zu gegebener Zeit werde ich mich wieder bei dir melden."
Meijones verschwand und mit ihm die ganze Kulisse.

Bevrek saß wieder am Lagerfeuer. Der Wind blies ihm scharf ins Gesicht und seine Tochter lag in einer warmen Decke eingedreht am Feuer und schlief fest. Bevrek legte sich dazu und strich Marseils durchs Haar. Er schaute sich um: die kalte Nacht, der Grauton, der Staub, als hätten sie Meijones nie gefunden ....

Erinnerungen


Die Stimme aus seinem Traum machte Vergis neugierig. Ob sie ihn in eine Falle locken wollte, wußte er nicht. Er hatte in der Vergangenheit nie das Bedürfnis gehabt auch nur in die Nähe der Dunkelelfstadt zu kommen, zum einen weil die Dunkelelfen ihn nicht anerkennen würden, und zum anderen aus Angst vor schmerzlichen Erinnerungen an seine Blue.
Auch hatte er in der Vergangenheit nichts getan, um sein Ansehen bei den Dunkelelfen zu verbesseren. Sie zählten alles was nicht ihrer blauen Hautfarbe entsprach als ihre Gegner und gingen nicht gerade zimperlich mit diesen um.
Er mußte wachsam sein - durfte sich dabei keine Fehler erlauben, denn unter den Dunkelelfen befanden sich einige sehr mächtige Zauberer, die ihn schnell außer Gefecht setzen konnten. Außerdem kannte Vergis den Weg nicht zur Dunkelelfstadt. Er mußte also den Weg zu seinem Heimatdorf - von wo aus sein Traum startete - nehmen, um von dort zur Dunkelelfstadt zu gelangen.

Nach zwei Tagen erreichte er sein Heimatdorf. Er blieb außerhalb, weil er zum einen keinen Ritter begegnen und zum anderen keinen Dorfbewohner mit seiner Anwesenheit erschrecken wollte.
Er schaute sich das Dorf an. Viel hatte sich nicht verändert. Es sah friedlich in der Abendsonne aus. Ein paar spielende Kinder liefen umher. Die letzten Bauern kamen vom Feld nachhause, wo sie womöglich ihren Frauen von der Ernte berichteten.
Er mußte an seine Eltern denken, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ob sie hier noch lebten? Sein Vater war ein erfolgreicher Magier gewesen, sehr streng und diszlipiniert. Er hatte nie eine wirkliche Vater-Sohn-Beziehung zu ihm aufbauen können. Seine Mutter, eine Klerikerin, dagegen hatte ihn mit viel Liebe verwöhnt. Ihren Beruf hatte sie sehr früh aufgeben müssen. Zur vollendeten Ausbildung hatte es nicht mehr gereicht, sie hatte Vergis Bruder sehr früh geboren. Dieser ist schon im Kindesalter an einer Infektion gestorben. Und ein paar Monate später erblickte Vergis das Licht der Welt.
Es war ein befremdendes Gefühl, er hatte weder von seinen Eltern geträumt noch hatte er an sie in den vergangenen Jahren denken müssen. Und mit einem Mal stellten sich ihm Fragen, wo, wie und ob sie noch lebten.
Er setzte sich an einen Felsen, lehnte sich an und beschloß, auf die Nacht zu warten.

Der Kurzschlaf war traumlos, und er erwachte in absoluter Dunkelheit. Für einen kurzen Moment musste er sich orientieren. Er konnte kaum die Hand vor den Augen sehen, als schien das Dorf und seine Umgebung in absoluter Finsternis gehüllt. Er schaute zum Himmel, der Mond wollte nicht so recht durch die dichten Wolken scheinen.

Wie ausgestorben baute sich das Dorf vor ihm auf - kein Geräusch, keine Stimmen. Als er durch die Straßen ging mußte er feststellen, daß seine elterliche Hütte nicht mehr existierte. Ein wenig enttäuscht darüber, machte er sich wieder auf den Weg. Wie ein Verstoßener, Dieb, Meuchelmörder bewegte er sich in dunkelster Nacht durch die Straßen seines Heimatdorfes, und es war eine schmerzliche Erfahrung. Er kam an dem letzten Haus vorbei, in dem Bevrek aufwuchs und blieb einen Moment davor stehen. Grinsend rief er sich das Gesicht seines Freundes in Erinnerung, wie eine diebische Elster lief er in geduckter Haltung unter die Fenster der Hütten, wenn dort all die leckeren Teigwaren zum Abkühlen auf der Fensterbank gelagert wurden, um dort lange Finger zu machen. Mehr als einmal hagelte es Prügel für Bevrek, aber niemand konnte diesem Kinderblick lange böse sein. Er hatte es verstanden, aus einer schlechten Sitaution das Beste herauszuholen, sein Optimismus hatte selbst die Erwachsenen beeindruckt, und sie ließen sich gerne von seinen Geschichten verzaubern und inspirieren.

"Sie hat dich nicht verlassen, Vergis, sie wird dich weiter begleiten, weiter auf dich aufpassen und weiter an deinem Leben teilhaben."
Starr seinen Blick auf das Grab gerichtet bewegte Vergis sich nicht. Man hätte auch annehmen können, daß er nicht einmal atmete, wie versteinert verharrte er nun schon seit drei Tagen vor der Stätte. Auch die Gewaltanwendung seines Vaters als er ihn regelrecht vom Grab nachhause wegschleifte, hinderte ihn nicht daran, sich wieder und wieder davonzustehlen, um hier bei seiner Blue sein zu können.
Bevrek hockte sich vor ihm hin: "Hier, schau mal", er öffnete seine zur Faust geballten Hand und setzte ihm ein Insekt auf den Finger. "Das sind keine gewöhnlichen Glühwürmchen, die nur ihren Hintern anzünden um sich zu paaren ...", Bevrek schaute Vergis an, aber seine Gesichtszüge blieben regungslos " ... das wird nur uns Kindern erzählt. Nein, es ist ganz anders. Es sind ganz besondere Wesen, mit einer ganz außergewöhnlichen Beziehung zu uns Lebenden und dem Totenreich. Sie sind Botschafter. Ich würde dir gerne die Geschichte erzählen, wenn du sie hören möchtest?" Bevrek setzte sich im Schneidersitz hin uns sah seinen Freund an. Dieser fixierte das Glühwürmchen, dessen Flügel immer noch ein wenig von der Wärme Bevreks Hand verklebt waren. Nun hob Vergis seinen Kopf und schaute Bevrek erwartungsvoll an. Lächelnd fuhr Bevrek mit seiner Geschichte fort:

"Da gab es mal ein kleines graues Insekt, welches mich im übrigen sehr an dich erinnert. Es war ein neugieriges, rebellisches, widerspenstiges, aktives Wesen, welches sich nicht mit seinem Dasein als nutzloses Insekt zufrieden geben wollte. Nein, es wollte mehr aus seinem Leben machen, wollte seinem Leben einen Sinn geben und so machte es sich auf, entgegen aller Ratschläge seiner Gleichgesinnten, auf der Suche nach einer nutzvollen Aufgabe. Auf seiner Reise begegnete es einem Zauberer mit seinem alten Hund und war fasziniert von den Zaubereien und der engen Verbundenheit zwischen den beiden. Es schloss sich ihnen an, um etwas mehr von der Magie zu erfahren. Schon bald darauf wurden der Hund und das Insekt gute Freunde. Sie spielten und aßen zusammen, schliefen sogar im Heu dicht beieinander. So kam es, daß das kleine Insekt nicht einmal mehr seine Familie oder seine anderen Insekten-Spielgefährten vermisste.
Aber wie ich schon erwähnte, der Hund war alt. Er wurde schwächer und schwächer und eines Tages:

"Insekt, komm zu mir, ich bin zu schwach", sagte der Hund mit leiser Stimme.
Das Insekt flog zu ihm: "Was ist los? Du sollst aufstehen, draußen ist es herrliches Wetter. Wir können was zum Wasser gehen und ein wenig spielen."
"Nein, hör mir zu, es geht mit mir zuende."
"Ich verstehe nicht", sagte das Insekt
"Ich werde sterben. Ich habe ein gutes Leben gehabt an der Seite meines geliebten Herrn. Nun wollen meine Knochen nicht mehr, und mein Geist wird müde."
"Aber Du kannst mich doch nicht alleine ... ich brauche dich doch!." Dem Insekt kullerten Tränen über sein kleines Gesicht "Außerdem hast du mir noch versprochen, mich in die Kunst der Magie einzuweisen."
"Du musst jetzt stark sein, tuŽ mir einen Gefallen und bring meinen Herrn zu mir, sag ihm, daß es mir schlecht geht."
"Wie soll ich das machen? Er wird mich nicht verstehen."
"Doch, er wird, streng dich ein wenig an ... er wird dir ganz sicher folgen."
Das Insekt machte sich weinend auf den Weg, um nach dem Zauberer zu suchen. Dieser war gerade dabei, sich Beeren von einem Strauch zu pflücken.
Summm, surrrr, zirp, nichts dergleichen wollte den Zauberer auf das Insekt aufmerksam machen. Das kleine Insekt flog vor sein Gesicht, und in diesem Moment hörte er noch einmal die Worte seines Freundes - seines besten Freundes, dem Hund: "Streng dich an" Er spürte, daß es dem Hund schlechter und schlechter ging und ihm nicht mehr allzuviel Zeit blieb. Das kleine Ding konzentrierte sich noch einmal, und in seiner Trauer und Verzweiflung darüber, daß der Zauberer ihn nicht erhörte, begann es zu leuchten. Wie ein magischer Strahl erreichte es den Zauberer, und dieser folgte fasziniert dem Glühwürmchen. Der Zauberer erblickte seinen am Boden liegenden Hund und hielt ihn die letzten Stunden in seinen Armen. Der Hund blickte noch einmal auf und schaute zum Glühwürmchen: "Du hast den wichtigsten Bestandteil der Magie erlernt."
Das Glühwürmchen schluchzte: "Und was?"
"Die Magie der Freundschaft und Liebe. Du hast aus Freundschaft zu mir meinem geliebten Herrn den Weg gezeigt, damit er sich von mir und ich mich von ihm verabschieden kann. Du hast die Macht, das magische Band zwischen zweier Lebewesen auch im Tode eines Wesens aufrecht zu erhalten."
Der Hund schlief ein, und das Glühwürmchen machte sich in seiner Trauer wieder auf den Heimweg. Es hat seinen besten Freund, den Hund, niemals vergessen, und man konnte es noch lange die Geschichten um Freundschaft, Liebe und Magie in den Glühwürmchenkreisen erzählen hören."

Bevrek schaute zu dem Glühwürmchen und pustete es leicht an. Es flog los und ein paar Meter weiter begann es zu leuchten. Beide Jungs schauten noch eine Weile hinterher.
"Weißt Du ...", brach schließlich Bevrek das Schweigen "... der Hund hätte auch ich sein können. So weise ... ".
Vergis grinste seinen Freund an.
"Wenigstens nimmst du mich wahr ...", zwinkerte Bevrek " ...denkst du, daß unser Band auch stark genug ist?"
"Ich bin mir da ganz sicher", sagte Vergis leise.


Vergis atmete tief durch ... die Glühwürmchen, das magische Band ... er hatte es schon fast vergessen gehabt. Warum kamen die Erinnerungen so spät? Warum hatte es Bevrek nicht geschafft, ihn aus seiner Trauer herauszuholen? War er so blind? So voller Haß? Er konnte sich einfach nicht mehr erinnern ...
Kurz dreht er sich noch einmal um und schaute in die dunklen Straßen. Es war so dunkel, es war still, und es roch nach Rauch. Er schaute angestrengt in die Dunkelheit, ob irgendeine Hütte brannte, aber er konnte keine loderenden Flammen oder Qualm sehen. "Müssen wohl die Erinnerungen sein", dachte Vergis laut nach und kehrte dem Dorf den Rücken ....
Gebe einem Menschen Macht und du weißt wie er wirklich ist.

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Re: Die Geschichte von Vergis...

Beitragvon Aestiva am Sa 22. Dez 2007, 23:16

Vergeltung


Vergis schlug den aus seinem Traum bekannten Waldpfad Richtung Dunkelelfstadt ein. Der dunkle Pfad war überwuchert von Pflanzen, und er hatte Mühe, sich durch das Dickicht zu kämpfen. Immer wieder schlang sich das Unkraut um seine Beine und nötigten ihn zum Fall. Als er fluchend aufstehen wollte, hörte er zwei Stimmen. Die eine klang ruhig und überlegen, die andere hingegen eher nervös und kam ihm sehr bekannt vor.
Vergis blieb am Boden und kroch vorsichtig in das Dickicht, um von dort unbeobachtet lauschen zu können.
Er sah die beiden sich unterhaltenden Gestalten nicht, konnte aber zumindest eine Stimme dem Ritter zuordnen.

"Ich weiss nicht, ob ich Euch überhaupt trauen kann", hörte Vergis den Ritter sagen.
"Nein, könnt Ihr nicht, aber im Moment habt Ihr keine andere Wahl, wenn Ihr den Kopf des Totenbeschwörers, der Euch in der Vergangenheit nur Gelächter und Respektlosigkeit seitens des Volkes eingebracht hat, haben wollt."

Vergis horchte auf.

Der Ritter schnaufte: "Ich habe mich lange genug zum Narren gemacht. Ihr könnt damit aufhören, mich hier zu demütigen und mir sagen, was zum Henker mich dazu gebracht hat, Euch zu teffen!"
"Ich will Euch helfen, den Nekromanten zu ergreifen."
"Und warum wollt Ihr mir helfen? Aus reiner Nächstenliebe?"
"Nein, ich muss mich von seinem Tod überzeugen."
Der Ritter lachte.
"Er hat sich selbst mit Eurem Volk angelegt? Ich dachte immer, er hätte seine eigene Beziehung zu den Dunkelelfen."
"Nein. Das habe ich nicht gesagt, ich verfolge eigene Interessen, nicht die meines Volkes."
Vergis wurde unruhig. Er wußte sehr wohl, daß sich das Gespräch um ihn drehte, aber er hatte keine Ahnung, wer dieser Dunkelelf war.
"Euch möchte ich nicht zum Feind haben", amüsierte sich der Ritter "ich meine, mit Euch an meiner Seite erledige ich ihn im Handumdrehen."
"Konzentriert Ihr Euch auf Eure Sache und überlasst mir den Rest."
"Hm, aber wie finden wir nun heraus, wo sich der Knabe aufhält?"
"Ich habe dafür gesorgt, daß er uns findet."
Der Ritter gluckste, und Vergis erinnerte dieses Geräusch an ein eierlegendes Huhn. Nun wurde Vergis die Bedeutung seines Traumes klar. Es handelte sich lediglich um eine Falle. Dieser Dunkelelf musste sich demnach in sein Bewußtsein eingeschlichen haben und ihm die Wichtigkeit seiner Reise zur Dunkelelfstadt einsuggestiert haben. Dabei sollte er auf halbem Wege überwältigt und getötet werden.
Ihm war der Dunkelelf völlig unbekannt, nie hatte er in der Vergangenheit einen anderen als seine Blue zu Gesicht bekommen, nie war er auch nur in die Nähe der Dunkelelfstadt gekommen. Nein, der Wunsch des Elfen, Vergis tot zu sehen, musste andere Hintergründe haben.
"Nun, mir sind immer noch nicht Eure Beweggründe klar, aber Ihr seid mit den gleichen Wassern gewaschen wie ich", verkündete der Ritter stolz. "Wie sind die weiteren Pläne? Warten wir hier ab? Legen wir uns auf die Lauer?"
"Wir warten hier und legen uns nicht auf die Lauer. Oder habt Ihr Angst?"
"Angst? ICH?", rief der Ritter empört aus "wenn Ihr mir jetzt nicht vom Nutzen sein würdet, würde ich Euch auf der Stelle mein Schwert spüren lassen!"
"Jaja", seufzte der Dunkelelf.
Vergis dachte kurz nach. Sie schienen zwar mit ihm zu rechnen, wußten aber anscheinend nicht, daß er sich schon die ganze Zeit in der Nähe aufhielt. Vielleicht sollte er einen Überraschungsangriff wagen. Vielleicht sollte er sich aber einfach nur wegschleichen. Denn wie sahen seine Chancen aus? Mit dem Ritter alleine würde er fertigwerden. Aber er wußte nicht, welcher Klasse der Elf angehörte.
"Ihr wartet hier", meinte der Elf schließlich.
"Wo geht Ihr hin?"
"Ich werde mich ein paar Schritte weiter aufwärts aufhalten, damit er uns nicht hinterrücks angreifen kann"
"Kluge Idee"
Der Abstand war seine Chance. Vergis stand auf ...
"Magier, sagt mir nur noch eines ... wieso habt Ihr mich in Euren Plan eingeweiht?"
... er begann einen Zauber zu sprechen ...
"Weil ich einen Lockvogel brauchte ...", sagte der Elf ohne sich noch einmal umzudrehen.
"Was zum ..."
Doch der Ritter wurde unterbrochen. Vergis schwächte ihn mit seinem Zauber so sehr, daß er taumelnd Richtung Baum ging, um dort Halt zu finden. Er nutzte den Überraschungseffekt um einen weiteren Zauber zu sprechen, der dem Ritter die Luft zum Atmen nahm. Kraftlos sackte er zusammen. Genugtuung malte sich auf Vergis Gesicht ab. Voller Haß und Rachegelüste bemerkte er den Magier nicht, der nun hinter ihm stand.
"Nun habt Ihr endlich Eure Ruhe, nicht wahr?", flüsterte er Vergis ins Ohr.
Vergis fuhr zusammen und drehte sich erschrocken um. Diese Gelegenheit nutzte der Ritter, er sammelte seine letzten Kräfte und zog sein Schwert. Mit einem wütenden Aufschrei holte er aus - Vergis drehte sich wieder zum Ritter - und rammte ihm sein Schwert in den Bauch. Der Ritter brach zusammen. Vergis zog sich das Schwert heraus und hielt seine Hand vor den Bauch. Blut rann herunter, er konnte es mit seiner Hand nicht aufhalten. Er schaute zum Ritter, der sich keuchend auf dem Boden wand. Vergis sah in das schmerzverzehrte Gesischt, seine Muskeln zuckten unkontrolliert, er stöhnte und Schaum bildete sich um seine Mundwinkel... wie ein tollwütiges Stück Vieh.
Die Bilder verschwammen. Vergis wurde schwindelig, er verlor zuviel Blut. Er schaute zum Magier, dieser erwiderte seinen Blick, aber seine Gesichtszüge waren eiskalt und regungslos.
"Wer ... wer seid Ihr", bemühte Vergis seine Stimme klar zu halten.
"Mein Name ist Meijones", erwiderte der Dunkelelf.
"Ich kenne Euch nicht"
"Das braucht Ihr auch nicht. Ich habe von Euch gehört und das reicht."
Vergis hatte Mühe seinen Worten zu folgen und auch in seinem derzeitigen Zustand hatte er nicht das Interesse, nachzufragen. Er würde schon dahinterkommen, was der Magier von ihm wollte. Irgendwann ... irgendwann ... aber zuerst wollte er ausruhen. Müdigkeit überwältigte ihn, und seine Beine gaben einfach unter dem Gewicht seines Körpers nach. Er musste liegen, nur für einen kurzen Moment. Doch zuerst ... er fühlte den Puls des Ritters. Dieser schlug nur noch sehr schwach. Allzulange konnte es nicht mehr dauern. Solange würde er es doch schaffen, wach zu bleiben. Auf diesen Moment hatte er seit Jahren gewartet und nun, wo es endlich soweit war, wollte er ausruhen und schlafen? Nein, nur noch ein paar Minuten wachbleiben, erst wenn der Tod des Ritters sicher war, konnte er ausruhen ... erst dann.

Meijones beobachtete den schwerverletzten Vergis, der alle Mühe hatte, gegen die bevorstehende Bewußtlosigkeit anzukämpfen und den danebenliegenden sich nicht mehr regenden Paladin.
Blinder Hass und blinde Wut ließen diesen Totenbeschwörer unvorsichtig werden. Meijones war sich sicher, daß Vergis unter anderen Umständen mit mehr Überlegung herangegangen wären. Aber genau das war Meijones Plan gewesen. Er wußte, daß sich Vergis die Chance nicht nehmen lassen würde, den Ritter anzugreifen. Und er hatte ihn den Ritter ausgeliefert. Ein Opfer gebracht. Nun hatte er die Möglichkeit, sich genau mit Vergis auseinanderzusetzen. In seine Gedanken einzudringen und sich der Macht zu stellen, die von Vergis angeblich Besitz ergriffen hatte.
Aber so sehr er sich auch anstrengte, er kam nicht durch. Eine Art Schutzbarriere hatte sich gebildet und Meijones prallte regelrecht an ihr ab.
Vergis war körperlich angegriffen ebenso wie emotional. Wieso konnte er in diesem Moment der Verletzbarkeit keinen Weg in seine Gedanken finden?
Er versuchte es erneut:
"Auf diesen Moment habt Ihr so lange gewartet, nun ist es endlich vollbracht. Der Ritter, der Euch Tag und Nacht in Euren Träumen verfolgte und quälte, ist nun endlich erlegt. Ist das nicht ein befreiendes Gefühl? Und wenn Ihr Eure Verletzung überleben solltet, könntet Ihr Euch anderen Sachen widmen, wie zum Beispiel Euren Sohn beim Wachsen und Gedeihen zusehen?"
"Meinem ..."
"Sohn ... ja", vollendete Meijones den Satz. "Nun, er ist noch im Leib der kleinen ... was war sie gleich ... eine Waldläuferin? Aber es dürfte bald soweit sein, daß Euer Sohn das Licht der Welt erblickt. Euer Freund, dieser Nedastas, dürfte schon auf dem Weg sein, um Euch zu suchen und die Botschaft zu übermitteln", fügte Meijones tonlos hinzu.
Vergis nahm die Worte kaum wahr. Sie kamen dumpf und kaum hörbar an. Er war so geschwächt und ein kurzer Blick auf seine gegen den Bauch haltende Hand verriet ihm, daß er eine Menge Blut verloren haben musste. Und er spürte, daß er den Kampf gegen die Müdigkeit verlor. Er ergab sich und schloss die Augen ...

Sein Bauch brannte wie Feuer, und die Schmerzen ließen ihn schließlich erwachen. Nach wie vor hielt er seine Hand gegen den Bauch, und es kostete ihn Überwindung, diese für einen kurzen Moment von der pochenden Wunde zu nehmen. Die Blutung hatte aufgehört. Sein Hemd klebte an der verkrusteten Wunde. Er schaute zur Seite und erblickte den toten Ritter neben sich. Er lebte, und der Ritter war tot, eine innere Zufriedenheit machte sich breit. Die Worte des Dunkelelfen riefen sich zugleich in sein Gedächnis:
"... Eurem Sohn beim Wachsen und Gedeihen zusehen"
"Mein Sohn", flüsterte er und versuchte aufzustehen.
Die Schmerzen waren unbeschreiblich aber der Wunsch, Estifinas mit dem noch ungeborenen Kind zu sehen war so überwältigend, daß er all seine Kraft zusammennahm und sich sofort auf den Weg machen wollte.
Mit kleinen Schritten ging er den Weg ein Stück zurück, wo er sein Pferd an einem Baumstamm angebunden hatte. Er benötigte viel Kraft und Willen um aufzusteigen, aber er schaffte es schließlich und ritt den langen Weg zurück Richtung Waldläufercamp.

Neues Leben



Der Ritt war qualvoll. Sein Körper verlangte nach Ruhe, nach einer Pause, nach viel Schlaf, aber Vergis ignorierte ihn. Er musste Estifinas sehen, musste sich davon überzeugen, daß es ihr und dem Ungeborenen auch gut ginge.
Diese Ignoranz wurde mit Schüttelfrost, Fieber, Übelkeit und schmerzenden Knochen bestraft. Immer wieder fiel er in einen Kurzschlaf und hatte Mühe, sich auf seinem Rappen zu halten. Es kam ihm so vor, als wenn die Sonne heller und heisser als sonst schien und ihn mit ihren Strahlen erbarmunglos verfolgte.
Er tastete seinen Bauch ab, dieser fühlte sich hart und heiss an. Die Wunde blutete zwar nicht mehr, aber sie war entzündet.

Auf halbem Wege kam ihn Nedastas entgegen. Vergis seufzte innerlich, er freute sich einerseits ihn zu sehen, andererseits wußte er, daß Nedastas ihn in seinem Zustand für die nächsten Wochen außer Gefecht setzen würde. Nein, er mußte zuerst seinen Sohn sehen. Einmal in seinen Armen halten ...
"Ich habe seit Tagen nach dir gesucht", waren Nedastas ersten Worte.
Vergis riss sich zusammen und lächelte gequält.
"Du wirst ...", Nedastas unterbrach sich selbst und schaute Vergis besorgt an: "Hast du Fieber?"
"Nein, ich ... das ist nichts, ich habe wohl nur zu lange auf kalten Steinen verbracht", lachte Vergis kurz auf und verfluchte sich innerlich dafür, denn die unsichtbaren Nadeln drehten sich gehässig in seinem Leib.
Nedastas musterte ihn misstrauisch, und Vergis zog instinktiv sein Hemd vor dem Bauch zusammen.
"Wenn du in Schwierigkeiten steckst ..."
"Nein ...", unterbrach Vergis genervt.
"Was du auch immer versucht vor mir zu verbergen, du weisst, daß du jederzeit zu mir kommen kannst."
Vergis nickte dankbar.
"Würdest du mir bitte zum camp folgen? Ich erzähle dir auf dem Weg dorthin alles."
"Ja."

Vergis war froh darüber, daß Nedastas während des Ritts die Wortführung übernahm. So erzählte er ihm von der bevorstehenden Geburt seines Sohnes, und auch wenn es Vergis einen tiefen Stich im Herzen versetzte, so freute er sich, daß ein Mann in Estifinas Leben getreten war, der ihr in ihrer jetzigen Lage zur Seite stand.
Am camp angelangt, begrüßte dieser Bestienfürst Nedastas und warf Vergis einen kühlen Blick zu. Nedastas stellte sich zu ihm und sagte leise an ihn gewand: "Sei friedlich und laß ihn zu Estifinas."
"Aber..."
"Wir haben darüber gesprochen und sind uns einig, daß wir Estifinas Wunsch respektieren sollten, laß ihn nun durch", sagte Nedastas bestimmt.
Widerwillig ging er einen Schritt zur Seite und pfiff nach seinem Hund. Träge kam dieser herangeschlichen und nahm neben seinem Besitzer Platz.
Vergis ging langsam vorbei, und leise zischte der Bestienfürst: "Ich werde Euch im Auge behalten."
Erst schaute Vergis zum Hund dann zum Halter: "Ihr solltet Eure Zeit sinnvoller nutzen, vielleicht mit einem Bad? Ich weiss nicht, wer von Euch mehr riecht."
Der Bestienfürst erhob seine Hand gegen Vergis, Nedastas ergriff sie und bog seinen Arm nach hinten: "Wollt ihr wohl aufhören?"
Vergis drehte dem gereizten Barbaren den Rücken und ging zu Estifinas Hütte.

Sie lag mit geschlossenen Augen im Bett als Vergis leise das Zimmer betrat. Ein paar Kerzen flackerten in dem abgedunkelten Raum. Vorsichtig setzte er sich auf das Bett, und sie öffnete die Augen.

"Vergis ... bist du es ...", freudig richtete sie sich auf.
Vergis lächelte und nahm ihre Hand.
"Langsam, bleib liegen."
"Du bist gekommen, ich freu mich so sehr, dich zu sehen", voller Rührseligkeit unterdrückte sie die aufkommenden Tränen.
"Und ich bin froh hier zu sein. Du bist noch viel hübscher geworden", liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Verlegen schaute sie zur Seite, und Vergis musste kurz lachen, über die Freude Estifinas zu sehen vergaß er seine schmerzende Infektion.
Die Tür öffnete sich, Vergis brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, wer das Zimmer betrat. Estifinas schaute an Vergis vorbei zur Tür.
"Laß uns bitte für einen Moment alleine, Seleoram."
"Ich wollte mich nur vergewissern, daß es dir an nichts fehlt."
Estifinas schaute in das grinsende Gesicht Vergis und musste lächeln: "Nein, mir geht es gut, danke Dir."
"Wenn Du mich brauchst ..."
"Ja, ich weiß, Du bist in der Nähe."
"Also gut...", Seleoram schloss die Tür wieder.
Estifinas legte ihre Hand unter Vergis Kinn und hob seinen Kopf an. Sie sah seinen amüsierten Blick und musste lachen:
"Ja, ich weiss was Du denkst, aber er ist gut zu mir. Und er hat mir zur Seite gestanden."
"Ich habe es gehört, und es tut mir leid, daß ich mich lustig gemacht habe. Und noch mehr tut mir leid, daß ich erst jetzt von der Schwangerschaft erfahren habe."
"Nein, dir brauch nichts leid zu tun, ich hätte es nicht verkraftet, wenn du schlechten Gewissens bei mir geblieben wärst."
Sie strich Vergis über die Wange.
"Bist Du krank? Du fühlst dich heiss an...", stellte sie besorgt fest.
"Ach das", Vergis nahm ihre Hand aus seinem Gesicht, küßte sie kurz und hielt sie dann auf seinem Bein fest "ich habe wohl nur zuviel Nächte unter freiem Himmel verbracht, das wird schon wieder", verharmloste Vergis dieses.
"Würdest du mich in den Arm nehmen?"
Vergis drehte sich und legte sich neben sie. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust, und er strich ihr zärtlich durch das Haar. "Nichts lieber als das", flüstere er und küßte sie auf die Stirn.
Sie lächelte und schmiegte sich fester an.
Estifinas stellte Vergis viele Fragen, wie es ihm ergangen war, wo er sich aufgehalten hatte und wollte seine ergreifensten, lustigsten, abenteuerlichsten Geschichten hören. Es strengte ihn an, und er war erleichtert, als sie endlich eingeschlafen war.
Erschöpft fiel auch Vergis in den Schlaf.

"Vergis ... Vergis ...", vorsichtig rüttelte sie an seiner Schulter.
"Hmmm...?", verschlafen öffnete er seine Augen.
"Es geht los ... bitte hole Hilfe, ja?"
"Was?", einen kurzen Moment musste Vergis nachdenken, wo er sich gerade aufhielt, als ihm dieses Bewußt wurde, stand er abrupt auf. Er stöhnte auf und hielt sich den Bauch.
"Vergis! Was ist los?", erschrocken schaute sie auf den zitternden Körper.
Er konnte nicht sofort antworten. Die Schmerzen waren so stark, daß wenn er etwas gesagt hätte, aufgeschrien hätte.
"Nichts ... es ist nichts ... ich ... hole Hilfe", Vergis ging in geduckter Haltung zur Tür. Wie erwartet stand der "Leibwächter" vor der Tür.
"Estifinas ... ich meine, es geht los, die Wehen setzen ein", bemühte er sich, in einem ganzen Satz zu reden.
Seleoram setzte sich sofort in Bewegung und kam wenige Minuten später mit zwei Waldläuferinnen wieder. Diese gingen schnellen Schrittes an den beiden Männern vorbei und schlossen die Tür vor Seleorams Nase als dieser sich gerade hinterherschleichen wollte.
"Paß auf sie auf", sagte Vergis leise. Er hatte sich gegen die Wand gelehnt. "Und sorge gut für sie und meinen Sohn."
Seleoram schaute zu Boden: "Das werde ich, ich verspreche es. Entschuldigt mein Verhalten von vorhin, aber ich dachte, Ihr würdet sie von mir nehmen ... ", er schaute nun auf und blickte zu Vergis. Dieser sackte immer mehr zusammen und reagierte nicht auf seine Worte. Seleoram machte einen Satz zu ihm und packte ihn unter die Arme bevor dieser zusammenbrach.

Er hörte die leisen Stimmen.
"Ich weiß nicht, ob er das durchsteht, die Infektion ist ziemlich weit fortgeschritten. Und das Fieber will nicht sinken."
"Vielleicht hilft ihm ein Blick auf seinen Sohn, damit er kämpft."
"Wenn er das denn bewußt wahrnimmt ..."
Vergis öffnete die Augen.
Nedastats saß neben ihm auf dem Bett, und daneben stand eine der Waldläuferinnen, die Estifinas bei der Geburt behilflich war, ein Bündel im Arm haltend.
Er wollte sich aufrichten, aber der Versuch scheiterte. Die Schmerzen waren zu stark, und auch Nedastas bekam das sofort mit und drückte ihn an der Schulter gleich wieder herunter.
"Nix da, du bleibst liegen. Es scheint mir, daß die Steine, auf denen du gelegen haben musst, ziemlich scharf geschliffen waren, hm?" Nedastas Stimme klang vorwurfsvoll.
Vergis schaute sehnsüchtig auf das Bündel.
"Darf ich dir deinen Sohn vorstellen ...", Nedastas nahm das Bündel entgegen und hielt es vorsichtig neben Vergis Kopf. Vergis strich die Decke ein wenig zur Seite und schaute in das Gesicht des kleinsten, verletzlichsten, hübschesten Lebewesens was ihm je untergekommen war. Friedlich lag sein Sohn in der Decke und schlief. Er rieb seinen Finger auf der Handfläche des Neugeborenen, und die kleine Hand ergriff ihn sofort. Voller Glück, Freude und Dankbarkeit beobachtete er seinen schlafenden Sohn. Stunden hätte er noch so verbringen können.
"Estifinas braucht den kleinen Burschen nun zurück. Er ist wie Du, wenn er seinen Willen durchsetzen will, in dem Fall seine Milch, dann setzt er seiner Umgebung ganz schön zu", feixte Nedastas.
Es fiel ihm schwer, das Bündel herzugeben, aber er verstand auch, daß das Wichtigste im Moment für ihn seine Mutter war. Nedastas reichte das Bündel der Waldläuferin, die daraufhin die Hütte verließ.
"Ich danke Dir, mein Freund", sagte Vergis leise.
Nedastas atmete tief ein. "Du ... Du siehst zu, daß du zu Kräften kommst und gesund wirst. Denn ich kann mich nicht ständig um zwei Dickschädel kümmern. Deinen Sohn werde ich ja wohl die nächsten Jahre um mich herum haben, hm? Wäre schön, wenn du dich ebenfalls ab und an mal blicken lassen würdest. Gesund und munter, wenn sich das einrichten ließe, bitteschön."
Vergis versuchte zu lächeln. "Und Estifinas geht es gut?", das Reden fiel im schwer.
"Ihr geht es sehr gut. Sie ist natürlich ein wenig müde, aber sie hat das prächtig gemeistert. Du dagegen hast ihr einen ganz schönen Schrecken versetzt."
Nedastas legte seine Hand auf Vergis Stirn, sein Blick verriet Vergis, wie ernst es um ihn stand. "Ich werde deine Wunde neu verbinden und dann musst du schlafen."
Vergis nahm diesen Befehl sofort an, schloss seine Augen und schlief ein bevor Nedastas mit der Versorgung seiner Wunde fertig war.

Illusionen


"Du musst sie vernichten ... Du musst die Brut vernichten. Es bleibt keine Zeit mehr. GehŽ und spür sie auf und vernichte sie ..."
Bevreks Beine fühlten sich schwer an. Das Vorankommen auf diesem nebelbedeckten Weg war beschwerlich.
Am Wegesrand kamen ihm in kleinen Abständen weißgekleidete Gestalten entgegen. Ein Blick in die ausdruckslosen, bleichen Gesichter mit den blutunterlaufenen Augen ließ ihn eine Gänsehaut über den Rücken fahren. Ihr Gesang war eine Mischung aus Gejammer und Gebet. Je näher er dem Dorf kam desto schmaler wurde der schlammige Weg. Die Kreaturen am Wegesrand waren bedrohlich nah, ihre dünnen Arme griffen nach ihm und zerrten an seinen Ärmeln. Panisch riss er sich los und stieß die Kreaturen von sich. Er bemühte sich, schnell zu laufen, aber er hatte das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen, stolperte über Skelette und zuckte hysterisch zusammen als sein Fuß in einem solchen steckenblieb. Bevrek schlug angewidert mit dem Fuß hin und her und verlor dabei seinen Schuh. Dann endlich sah er das Dorf unmittelbar vor sich. Ein beißender Geruch machte sich breit. Ein Gestank von Feuer, Rauch, verbranntem Fleisch ... sein Magen drehte sich, und er kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an. Die ersten Häuser waren nun zu erkennen. "Nur das Haus finden und dann nichts wie weg hier", dachte Bevrek bei sich. Er achtete weder auf das Gejammere noch auf den Gestank, zielstrebig ging er in die Dorfmitte. "Das Herz des Dorfes", schoss es ihm durch den Kopf. Dort stand es. Das Haus, größer als die anderen, dunkler als die anderen, baute sich bedrohlich vor ihm auf. Kurz blieb er davor stehen, schaute auf das Haus als würde er einem Gegner Auge in Auge gegenüberstehen. Er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Dann ging er langsam zur massiven Holztür und stieß sie auf....

Im Inneren des Hauses war es stockfinster. Der Wind pfiff durch die Ritzen, so daß es sich nach leisem Gekichere anhörte. Bevreks Nerven lagen blank. Langsam setzte er einen Fuß vor den nächsten und versuchte sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Trotz des Windes und einer offensichtlich gar nicht existierenden Decke, denn es schien, als wären die Wände bis in den Himmel gezogen, war es regelrecht warm in dem Haus. Sehr warm...
Das Haus schien unbewohnt. Kein Tisch, keine Stühle, kein Bett, nur der Boden, die Wände und ... die Wiege. Langsam näherte Bevrek sich dieser. Die Wiege schaukelte leicht auf und ab, als würde die Mutter dahintersitzen und ihr Baby in den Schlaf wiegen. Aber es war niemand weiteres hier. Bevrek beugte sich vor, um in hineinsehen zu können. Dort lag das schlafende Kind. Er vermutete es zumindest. Wenn es nur nicht so dunkel wäre....
Er griff hinein und nahm das in Decken gehüllte "Etwas" in den Arm.

Mit einem Mal spürte er die Vibration - gewaltig wie ein Erdbeben. Der Boden unter ihm bewegte sich. Auch die Wände veränderten sich. So unglaublich das in diesem Moment war, aber das Haus lebte. Und aus dem Haus wurde ein gewaltiger rotbrauner Drache, der ihn in seinen riesigen Pranken hielt. Der Drache beäugte Bevrek, und unter der Kraft der Pranken konnte Bevrek seine Rippen brechen hören. Die Pupille dieser Kreatur war so groß wie sein Kopf. Der heisse Atem brannte sich in Bevreks Gesicht und nahm ihm die Luft zum Atmen. Der Drache stieß einen wütenden Schrei aus und schleuderte Bevrek zu Boden. Gelähmt vor Angst und Schmerzen war er unfähig sich zu bewegen. Der Drache beugte sich zu dem kleinen in Decken eingepackten Kind, schnüffelte an diesem und grunzte sanft. Fast zärtlich scharte der Drache das Kind unter seinen schuppenbedeckten Bauch, bevor er sich wieder Bevrek zuwandte. Er beugte sich zu ihm herunter und blies ihm den heissen Atem entgegen. Bevrek glühte, und er nahm den unangenehmen Geruch von verbranntem Fleisch war. Er schaute an sich herunter und sah, daß seine Haut in Fetzen herunterhing. Er begann zu schmelzen. Bevrek wimmerte: "Nein ... nein ...

--------------

.... nein .... NEIN...", kerzengerade und schweißgebadet saß Bevrek im Bett.
"Was ... ist los?", verschlafen setzte sich nun auch seine Frau auf und streichelte ihn am Rücken "Ein schlechter Traum?"
Bevrek rieb sich das Gesicht und nickte.
"Ein Glas Wasser oder Milch vielleicht?"
"Danke, ich hole mir das schon selber, Shiala", Bevrek drehte sich zu seiner Frau und küßte sie kurz auf die Wange. Er ließ sein wildschlagendes Herz kurz zur Ruhe kommen und stand dann auf, füllte sich einen Becher mit Wasser und trank diesen in einem Zug leer. Er setzte sich wieder aufs Bett und seine Frau küßte ihn am Hals.
"Mmmh", brummte er grinsend "wollt Ihr mir zu angenehmeren Träumen verhelfen?"
Sie lachte leise: "Es wäre mir eine Ehre, der Herr".
Er drehte sich zu ihr, küßte sie zärtlich und drückte sie sanft zurück .... als plötzlich die Tür aufsprang und Mariels im Türrahmen stand: "Vater ... Mutter ...", sie war in Tränen aufgelöst und machte einen verwirrten Eindruck.
"Mein Schatz, was ist passiert?", Shiala löste sich aus der Umarmung Bevreks und sprang aus dem Bett.
"Ich ... ich habe Vater mit dem Drachen gesehen ... alles war so heiss und du bist ... verbrannt", schluchzte Marseils.
Bevrek stockte der Atem.
"Was geht hier vor?", Shiala schaute von ihrer Tochter zu ihrem Ehemann.
"Ich weiß es nicht ... ", Bevrek stand auf und zog sich an. "Wir müssen los, Marseils, ich denke, es wird nicht ohne dich gehen."
Marseils nickte.
"Was ... was denn? Will mir einer von euch eine Erklärung geben ... ?", Shiala schrie hysterisch auf.
Bevrek nahm sie in den Arm: "Wir passen auf uns auf, das weißt du." Er küsste sie zärtlich auf die Stirn.

Zur gleichen Zeit:

"Dein Kind ... mein Kind ... unser Kind ....", Vergis hörte das Jammern ganz deutlich.
"Du musst was tun, es ist in Gefahr. Sie wollen es uns nehmen, sie wollen es töten, unser unschuldiges Kind. Tu was .... TU WAS!"
"....was? Von wessen Kind redest du?"
"Von deinem Kind, von meinem Kind, von unserem Kind .... ", Vergis hörte die Verzweiflung in der Stimme, die er nur schwer einem Geschlecht zuordnen konnte.
"Ganz ruhig ... wer bist du und wo bist du?"
Stille....
"Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, wer ..."
"Tu was, dein Kind wird sonst sterben"
"Mein Kind? Das ist in Sicherheit bei seiner Mutter ..."
"Sei nicht so leichtgläubig!"
Bilder strömten in Vergis ein, er sah seinen Sohn friedlich in der Wiege liegen, und er spürte die Wärme und eine starke Zuneigung - er lächelte.
Mit einem Mal wurde sein Bild zerstört, er sah sein Kind auf kaltem Steinboden liegen. Es roch nach Tod, und er hörte von irgendwoher ein leises Weinen. Vergis konzentrierte sich auf das kleine Bündel ... es atmete nicht mehr. Sein Sohn war tot!


Vergis schlug um sich, und Nedastas hatte Mühe, ihn festzuhalten. "Ich brauche Hilfe, sonst reißt die Wunde auf, und er stirbt uns unter den Händen weg!"
Seleoram trat an die andere Seite des Bettes und drückte Vergis an den Schultern ins Kissen während Nedastas ihn an den Beinen festhielt.
"Soll ich ihn schlagen?", Seleoram hatte trotz seiner Kraft in den Armen, Schwierigkeiten Vergis zu halten.
"Ha, ja, das könnte dir so passen, hm?", scherzte Nedastas ironisch.
"Ernsthaft, wenn er bewußtlos ist, bleibt er doch ruhig ... oder?"
"Ich weiß nicht .... "
"Nedastas ... hilf ....", Vergis bäumte sich auf.
"Er spricht im Fieberwahn", kommentierte Nedastas "Ich bin hier, mein Freund, und ich helfe dir."
"Nein ... nein ... nicht mir, hilf meinem Sohn ... bitte!"
"Dem gehts gut", lachte Nedastas.
"Er ist ... in Gefahr. Jemand ist auf dem Weg ... hierher ... um ihn zu töten.
"Wer sollte Interesse daran haben, einen Säugling zu töten"
"Ich weiß nicht ... wer. Aber ich werde es herausfinden." Vergis atmete flach und hektisch.
"Du bleibt liegen und wirst gesund. Wenn du das überstanden hast, kannst du deinen Sohn so oft sehen wie du magst", Nedastas strich ihm kurz über das Bein.
"NEIN, laß mich zu ihm!", schrie Vergis auf.
"Nur über meine Leiche"
"Zwing .... mich nicht, Nedastas", Vergis schlug die Augen auf und schaute seinem Freund in die Augen.
Nedastas sah, wie ernst es Vergis war, und er wich seinem Blick aus. "Es hilft nicht, schlag ihn, Seleoram"
Seleoram ließ sich nicht zweimal bitten, holte weit aus und schlug Vergis mit der Faust ins Gesicht.

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Die Shard-Mami
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